Trieste - Trst - Triest
Spektakuläre Vielfalt und „unnennbare Menge von Schönheit“ (Schinkel)
ÜBERBLICK
Mit Ausflügen nach Grignano (Miramare), Duino, in die Karstdörfer Sales, Basovizza, Prosecco und nach Muggia
„Sehr intensives, abwechslungsreiches Programm, auch manchmal anstrengend, immer interessant und inspirierend. Hervorragende Auswahl der einzelnen Lokale.“
Reiseteilnehmerin, April 2024
Auf unserer Reise in die „Stadt der Winde“ beschäftigen wir uns mit folgenden Themen:
- Das antike Tergeste
- 500 Jahre Österreich
- Der Hafen als Österreichs Tor zur Welt. Stadt der Immigration und Emigration
- Italienische Insel im slowenischen Meer: Das schwierige Verhältnis zwischen Italienisch- und Slowenischsprachigen. Menschen jüdischer, armenischer, griechischer, kroatischer, serbischer, österreichischer Herkunft und viele weitere in der multikulturellen Stadt. Leben mit-, neben- und gegeneinander
- Wechselhaftes 20. Jahrhundert: Niedergang der KuK-Monarchie, Erfolg des Risorgimento, Sieg des italienischen Faschismus mit Unterdrückung des Slowenischen, deutsche Besatzung 1943–45 mit Etablierung des KZ San Sabba und Deportation der Jüdinnen und Juden, Racheaktionen und Kampf um die Stadt zum Kriegsende, Flucht und Vertreibung der Italiener*innen aus Istrien, das „Freie Territorium Triest“ 1947–54, die Stadt an der Schnittstelle des Kalten Krieges. Randlage bis in die 1990er, Re-Zentralisierung in der erweiterten EU
- Zeitweilige italienische Hauptstadt der Psychoanalyse (Freudschüler Edoardo Weiss) und der Antipsychiatriebewegung (Weissschüler Franco Basaglia)
- Literaturstadt: Slataper, Svevo, Joyce, Rilke, Saba, Pahor, Magris, Heinichen
- Aktuelle Probleme und Perspektiven
- Landschaft und Leute, Klima und Küche: Karst und Adria, Winde und Wein
REISE
Große Vielfalt und „unnennbare Menge an Schönheit“ (Schinkel)
Zwar wurde Triest unter dem Namen Tergeste schon unter Julius Cäsar 46 v. Chr. römische Kolonie, begab sich 1382 vor venezianischer Bedrängnis unter habsburgischen Schutz, war aber bis ins 18. Jahrhundert kein bedeutender Ort mit nicht einmal 5.000 Einwohner*innen.
Stadt der Einwanderung ab dem 18. Jahrhundert
Erst dann kam es unter Kaiser Karl VI. (Erklärung der Stadt zum Freihafen 1719) und seiner Tochter Maria Theresia zu einer dynamischen Entwicklung: Abriss der Stadtmauern, Hafenerweiterung, Anlegung neuer Wohnviertel und insbesondere die Einladung verschiedener Völker unter Gewährung von Steuerprivilegien, Wohnsitz- und Religionsfreiheit waren die Eckpunkte. Jüdische, orthodoxe, protestantische, armenische, griechische, verschiedene slawische, deutsche, schweizerische und andere Menschen kamen in die Stadt, die auch eine zunehmende Anziehungskraft auf die slowenische Bevölkerung des Umlandes ausübte. Die Bevölkerungszahl versechsfachte sich im Lauf des 18. Jahrhunderts, Triest wurde zur Stadt der Immigration.
Boomtown im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert ging das Aufblühen noch rasanter weiter. Napoleon, dessen Truppen zwischen 1797 und 1813 drei Mal als Besatzer vor Ort waren, sprach von der „wahren Hauptstadt der Adria“. Tatsächlich war im „zentralsten Hafen Europas“ über lange Zeit das stärkste Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum des Kontinents zu registrieren. Ende des Jahrhunderts war Triest mit etwa 200.000 Einwohner*innen zur dritten Stadt des österreich-ungarischen Reiches und zum weltweit drittwichtigsten Hafen avanciert.
Fahrt nahm in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts auch die Entwicklung nationalen Bewusstseins auf, es entstanden irredentistische Bewegungen der beiden größten Gruppen: italienische und slowenischslawische. Zunächst stand die Konzentration auf sich selbst und die Abkehr von Österreich im Mittelpunkt
Ende der Monarchie, Republik, Faschismus
Das ging mit der Zeit in Konkurrenz und Gegnerschaft über, wobei die Sicht der italienischen städtischen Mehrheit (Anfang des 20. Jh. 70%) auf die slowenische Minderheit in weiten Teilen von Ignoranz und Arroganz geprägt war (im ländlichen Umland stellten die Slowenischsprachigen dagegen ca. 75%).
An der Jahrhundertwende stehen die Anfänge Triests als Literaturstadt von internationalem Rang: Der jüdische Italiener Italo Svevo, Umberto Saba und der Ire James Joyce sind dabei die bedeutendsten Namen. Rainer Maria Rilke weilte 1912 als Gast der Gräfin Maria von Thurn und Taxis-Hohenlohe einige Zeit im nahe gelegenen Schloss Duino, Inspirationsort seiner Duineser Elegien. Triest hingegen mochte er nicht.
Der Niedergang der KuK-Monarchie fand im 1. Weltkrieg seinen Höhepunkt und Abschluss, Triest wurde italienisch, war damit nicht mehr Tor Mitteleuropas zum Mittelmeer, sondern nur noch einer der vielen italienischen Häfen. Claudio Magris und Angelo Ara konstatieren „eine radikale und irreversible Veränderung seiner Position und historischen Rolle. Es zerreißt das politische Band zum Donau-Balkan-Raum, das Triest zu Wohlstand und Größe verholfen und seinen Rang als europäische Stadt bestimmt hatte“.
Kurz danach kam es zum faschistischen Putsch (1922) mit Unterdrückung des Slowenischen, Verbot der Sprache, Zwangsumbenennung von Orts- und Familiennamen. Schon 1920 war das slowenische Volkshaus „Narodni Dom“ von italienischen Nationalisten in Brand gesteckt worden.
Nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland verschlechterte sich auch die Situation der italienischen jüdischen Menschen, wenngleich die staatliche italienische Politik lange Zeit weit weniger antisemitisch war als die deutsche. Mussolini verkündete 1938 auf der Piazza dell’Unità d’Italia die antijüdischen „Rassengesetze“, der Triester Hafen diente noch bis 1943 der Emigration nach Palästina.
Mit dem Fall des Faschismus begann 1943 die deutsche Besatzung Triests und die Einrichtung der „Operationszone Adriatisches Küstenland“, die Deportation der Jüdinnen und Juden, die Einrichtung eines KZ in der ehemaligen Reismühle San Sabba. Nach dem „Endsieg“ sollte Triest zum „deutschen Hafen“ werden.
Marginalisierung und Rückkehr
Gegen Ende des Krieges und danach kam es zu Vergeltungsaktionen jugoslawischer Partisan*innen an der italienischsprachigen Bevölkerung. Triest wurde für 40 Tage von Tito-treuen Partisan*innen besetzt, die Stadt für Jugoslawien reklamiert. Das wollten die anglo-amerikanischen Alliierten verhindern und besetzten ihrerseits die Stadt. 1947 wurde das „Freie Territorium Triest“ (FTT) offiziell als konstitutionelle Republik gegründet, das Gebiet unterteilt in die Besatzungszonen A (Triest und Vororte unter britisch-amerikanischer Aufsicht) und B (Istrien, slowenische/kroatische Küste unter jugoslawischer Verwaltung). Die italienische Bevölkerung Istriens verließ zu großen Teilen ihre Heimat Richtung Triest und Italien. Das FTT war zunächst eine wichtige Ost-West- Schnittstelle im Kalten Krieg, nach dem Bruch zwischen Tito und Stalin nahm die Bedeutung ab. 1954 kam es zur faktischen Auflösung: die Zone A ging an Italien, B an Jugoslawien. Die entstandene Randlage Triests führte zu wirtschaftlichem Niedergang, Zehntausende emigrierten nach Australien, Argentinien, in die USA.
Eine slowenische Minderheit existierte weiter, bis heute. Ab den 1970ern ließ sich eine partielle Annäherung und aufkeimendes Interesse zwischen der italienischen und slowenischsprachigen Menschen beobachten. Gleichzeitig bestehen Ressentiments auf beiden Seiten fort, vieles harrt noch einer redlichen Aufarbeitung. Nach dem Ende Jugoslawiens und dem EU-Beitritt Sloweniens 2004 entstanden neue Perspektiven, Triest befindet sich wieder in der Mitte Europas. Ob nun als östlichste Stadt West- oder westlichste Osteuropas, nördlichste Süd- oder südlichste Nordeuropas?
Womöglich alles zugleich. Man kann es auch so sehen, wie Veit Heinichen und Ami Scabar schreiben:
„In Triest geht’s einem gut, auch ohne dass man etwas tut“. „Die Stadt verfügt über die dritthöchsten Spareinlagen des Landes und einen Reichtum an Natur, der einzigartig ist: das Meer vor dem Haus, den Karst im Rücken und eine große Zukunft – hinter sich, wie ein Freund aus Mailand scherzte.“
PROGRAMM
Vorgesehenes Reiseprogramm Triest
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(Die Reisezeiten per Bus/Bahn können sich noch verändern.)
PREISE & LEISTUNGEN
Preis 2025:
- Reisepreis: € 1.950,- (ab/bis München)
- Bei eigener An-/Abreise bis/ab Triest: € 1.800,-
Im Preis enthalten sind:
- Vorbereitungsmaterialien
- Bahnfahrten (2. Kl.): München-Villach-Udine-Triest (EC, Railjet, RB) und Villach-München (EC)
- Fahrt Triest-Villach im Reisebus
- Ausflug in den Karst im Reisebus
- 8 Übernachtungen im DZ (Bad/WC) im sehr guten Traditionshotel „Victoria Letterario“
- Halbpension (7 Tage)
- Komplette Programmkosten, Eintrittsgelder und Reiseleitung (EOL und italienische Reiseleitung)
Zusätzliche Kosten (fakultativ):
- Einzelzimmer: € 450,–
REISEECHO
„Das Programm war insgesamt ganz toll! Die beiden Karstexkursionen sehr gut. Der Besuch bei der Geflüchtetenhilfsorganisation ICS war sehr spannend.
Reiseteilnehmer, April 2024
„Besonders gut: jüdisches Leben in Triest, Psychiatrie, Besuch bei der Flüchtlingsorganisation, slowenisches Umfeld & Geschichte, Wanderungen (Rilkeweg und Napoleon), Kirche Monte Grisa, die gemeinsamen Mahlzeiten und da besonders die Osmiza!
Stephanie Heyl, Mai 2024
„Reiseleitung: Beide Note 1: Katja K. war eine rührige Kümmerin und hat die Führungen durch viele Lesungen vor Ort sehr bereichert. Marco ist ein äußerst kenntnisreicher und guter Informant im historisch-politischen und aktuellen Kontext, ein versierter Simulatan-Übersetzer, fleißiger Chauffeur und Vermittler leckerer Restaurationen in familiärer Atmosphäre.
Reiseteilnehmer aus Tübingen, September 2023
„Besonders gute Programmpunkte: Kombination Stadt - Umland, insbesondere durch den Karst; die beiden Stadtführerinnen Emanuelle und Paola waren je auf ihre Weise sehr kompetent und menschlich überaus sympathisch; besonders gut gefallen haben mir auch die kleinen Wanderungen auf dem Rilke- und auf dem Napoleon-Weg sowie die Einkehr in der Osmiza Ferfoglia."
Susanne Oberdick, Hannover, Juni 2023
„Besonders gute Programmpunkte: Fast alle Reisepunkte waren beeindruckend. Ich kann keinen besonders hervorheben. Eine rundherum gelungene Reise!"
Reiseteilnehmerin aus Hamburg, April 2023
„Besonders gute Programmpunkte: San Sabba, San Giovanni und die Wanderungen mit Besuch der Osmiza. Der sehr lange Tag mit Rilkeweg, Karstbauern, Padriciano war trotz der Länge einfach wunderbar und abwechslungsreich."
Petra Behrens, Berlin, April 2023
„Ein sehr abwechlungsreiches, interessantes Programm. Besonders gefallen haben mir, neben den vielfältigen Informationen, die Wanderungen (Rilkeweg und Küstenwanderung) und die Lesungen zwischendurch. Nicht zu vergessen die unterschiedlichen Köstlichkeiten (serbisch, friaulisch, italienisch) in den Restaurants. Die beiden Reisebegleiter:innen waren stets präsent, sehr achtsam und fürsorglich.“
Reiseteilnehmerin aus Mainz, Oktober 2022
„Eine super gut geplante und vorbereitete Reise mit sehr sachkundigen lokalen Reiseleiter*innen, die mir viele neue Aspekte über diese Region eröffnet hat. Danke an alle!“
Reiseteilnehmer, September 2022
„Ein informatives, vielseitiges Programm, von dem ich keinen Punkt hätte missen wollen.“
Ernst Jarasch, Berlin, Mai 2022
„Die Reise war bestens organisiert, voll gepackt mit nur Interessantem und Interessierenden, das Vorbereitungsmaterial fantastisch zusammengestellt. Katja ist eine hinreißende Reiseleiterin, Marco ist ebenfalls ein unglaublich kundiger, netter und zugewandter junger Mann. Fazit: eine mehr als interessante, packende und begeisternde Reise!“
Reiseteilnehmerin aus Berlin, Oktober 2021
HINWEISE
Einreiseinformationen
- Deutsche Staatsangehörige: Sie benötigen einen Personalausweis oder Reisepass, der mindestens über das Ende der Reise hinaus gültig ist
- Staatsangehörige anderer Staaten: Wir informieren Sie gerne über die Einreisebestimmungen
- Bitte beachten Sie unsere organisatorischen Hinweise
- Bitte beachten Sie auch die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts
Literaturempfehlungen und Links
- Hier finden Sie einige Literaturtipps zu dieser Reise
- Eine ausführliche Literaturliste erhalten Sie zusammen mit der Buchungsbestätigung