Westpommern
Das „Land am Meer“: Politische Umbrüche in Westpommern
ÜBERBLICK
Stettin – Insel Wollin – Swinemünde
„Stettin war jahrelang ein Rätsel für sich selbst. Und es ist sich seiner auch heute noch nicht ganz sicher: Nicht sicher in Bezug auf seinen Platz auf der politischen Landkarte, in der Geschichte und in den Plänen Polens. Und diese Unsicherheit verwandelt sich in Minderwertigkeitskomplexe. Sie vertieft den über die Jahre herausgebildeten Mangel an Selbstwertgefühl, bringt die Identität zum Schaukeln …“
Artur D. Liskowacki, Schriftsteller aus Stettin
Premiere 2025!
Auf unserer Reise in den äußersten Nordwesten Polens behandeln wir folgende Themen:
• Umbrüche: Nachkriegs-Stettin, Dezemberaufstand 1970, Solidarność 1980/81, Fall des Kommunismus, Europaregion Pomerania, EU-Beitritt Polens, Niedergang der Stettiner Werft
• Geschichte und Mythen: Preußen, Greifen und die Erzählung von den „wiedergewonnenen Gebieten“
• Gegenwart: Expert*innengespräche zu Politik, Wirtschaft, Tourismus und Gesellschaft in Westpommern und Polen
• Nationalsozialismus: Heeresversuchsanstalt Peenemünde, Kriegsgräberund Gedenkstätte Golm bei Swinemünde, Bäderantisemitismus, Deportationen von Jüdinnen und Juden aus Pommern, jüdische „Repatrianten“ in Stettin
• Literatur: Artur Daniel Liskowacki, Theodor Fontane u.a.
REISE
Das „Land am Meer“: Politische Umbrüche in Westpommern
Stettin liegt nicht am Meer? Viele polnische Menschen, vor allem aus der Hauptstadt Warschau, seien aufrichtig überrascht, wenn sie erfahren, dass der Ostseestrand eine gute Autostunde entfernt ist. So jedenfalls erzählt man es sich in der Oderstadt, halb selbstironisch, halb betroffen. „Liebesmangel“ nennt die Stettiner Lyrikerin Inga Iwasiów die Ignoranz ihrer Landsleute, die viel mit der vermeintlich peripheren Lage und der deutschen Vergangenheit zu tun hat.
Umbrüche
Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die preußische Provinzhauptstadt Stettin eine Trümmerwüste, zwei Drittel der Häuser waren zerstört. Die Deutschen waren geflohen oder vertrieben worden, Polen zogen in die Stadt, oft selbst ihrer Heimat beraubt. Stettin wurde zum „Steinbruch für Warschau“, der Wiederaufbau an der Oder dagegen zog sich lange hin. Ein Gefühl von Heimat keimte erst spät auf, stattdessen die beständige Angst vor der Rückkehr der Deutschen.
Dem Umbruch von Stettin zu Szczecin folgte ein langwieriger Widerstand gegen den Kommunismus. Streikwellen im Dezember 1970 und August 1980, die Gründung der freien Gewerkschaftsbewegung Solidarność, der Besuch von Papst Johannes Paul II. 1987 – all dies waren Meilensteine in der Geschichte Polens und der Stadt, die zur Überwindung der kommunistischen Herrschaft führten.
Nach dem Ende der Volksrepublik Polen wurde Stettin zum Sitz der grenzüberschreitenden Europaregion Pomerania. Mit dem Beitritt zur EU und zum Schengenraum verschwand die harte Grenze zwischen Polen und Deutschland – und ganz unmerklich auch der Zigarettenschmuggel nach Berlin. Polnische Altenpflegerinnen und Bauarbeiter pendeln weiterhin in die deutsche Hauptstadt, neben ihnen junge Menschen, die zum Studium nach Berlin oder Stettin fahren.
Der Beitritt Polens zur EU beschleunigte aber auch den Niedergang der Stettiner Werft, die einst eine der größten in Europa war. Tausende Menschen verloren ihre Jobs – und die Stadt ihr größtes Symbol. Zwar werden Freiheitsengel – weiterhin Schiffe in Stettin gebaut, aber die Werft prägt nicht mehr das Selbstverständnis der Stadt.
Greifen, Schweden und Preußen
Pommern ist das „Land am Meer“. So nannten die heidnischen Pomoranen, ein westslawischer Stamm, ihr Siedlungsgebiet an der Ostsee zwischen Oder und Weichsel. Als 1121 das Herzogtum Pommern entstand, war es ein Lehen des polnischen Staates, doch die pomoranischen Fürsten aus der Dynastie der Greifen wurden schnell unabhängig. Mit der Zeit wurde das Herzogtum Pommern zu einem Teil des Heiligen Römischen Reiches, deutsche Siedler*innen dominierten die Gesellschaftsordnung.
In der Propaganda der Volksrepublik Polen galt dies als erzwungene Germanisierung. Den polnischen Neusiedler*innen in Westpolen wurde die neue fremde Heimat nach 1945 als „wiedergewonnenes Gebiet“ angepriesen.
Im Dreißigjährigen Krieg starb der letzte Greifenherzog, Pommern wurde verwüstet. Infolge des Westfälischen Friedens 1648 fiel das Gebiet an Schweden, das es nach dem Nordischen Krieg 1720 an Preußen abtrat. Stettin wurde eine wichtige Garnisonsstadt und im Zuge der Industrialisierung im 19. Jh. auch ein bedeutender Hafen- und Werftstandort.
An der Mündung der Oder ließ Preußens König Friedrich der Große ab 1740 den Hafen Swinemünde anlegen, um Stettin direkt mit der Ostsee zu verbinden und um Zölle und Abgaben an das noch schwedische Wolgast zu umgehen. Im Sommer 1824 wurde Swinemünde zum ersten Seebad Usedoms – bis heute prägt der Widerstreit von Hafenwirtschaft und Tourismus die Stadt.
Nationalsozialismus
Am 12./13. Februar 1940 wurden über 1.100 Jüdinnen und Juden aus Stettin, Swinemünde und anderen Städten des Gaus Pommern nach Lublin deportiert. Es war der Auftakt zur „Endlösung der Judenfrage“ im sogenannten„Altreich“ – ein erstes „Experiment“ zur Erprobung systematischer Deportationen und Ermordungen, wie Hannah Arendt schrieb.
Zu dieser Zeit forschte Wernher von Braun in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde auf Usedom bereits an ballistischen Raketen, die wenige Jahre später von der NS-Propaganda als „Vergeltungs- oder Wunderwaffen“ gepriesen wurden. Durch ihren Einsatz starben Tausende von Menschen, vor allem in London und Antwerpen. Bereits beim Bau der Raketen ließen viele Zwangsarbeiter*innen ihr Leben. Dennoch wird Peenemünde bis heute als „Wiege der Raumfahrt“ verklärt.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Stettin und Swinemünde durch alliierte Bombenangriffe weitgehend zerstört. In die Trümmer Stettins zogen aber nicht nur Polen, die polnischen Behörden siedelten auch Zehntausende jüdischer „Repatrianten“ aus der Sowjetunion an, die ursprünglich in Ostpolen gelebt hatten. Sie machten Stettin für kurze Zeit zu einem wichtigen Zentrum jüdischen Lebens in Polen.
Nach Westpommern reisen ...
Artur D. Liskowacki, Schriftsteller aus Stettin, schreibt: „Deutsche haben es nach Stettin nicht weit. Leider kommen sie meist nur zum Einkaufen, manchmal auch aus sentimentalen Gründen.“ Und als Kurgäste nach Swinemünde, ließe sich ergänzen. Dabei lässt sich in Westpommern viel über Polen, seine Geschichte und seine Gegenwart lernen. Peripherie ist eben immer eine Frage der Perspektive.
PROGRAMM
Vorgesehenes Reiseprogramm
Tag | Programm |
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1. Tag. |
Anreise |
2. Tag |
Stettin – Annäherung an die Oderstadt
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3. Tag |
Stettiner Umbrüche
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4. Tag |
Stettin – Wollin – Swinemünde
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5. Tag |
Golm und Peenemünde
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6. Tag |
Ostseebad Świnoujście / Swinemünde
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7. Tag |
Rückreise |
(Die An- und Abreisezeiten per Bahn können sich aufgrund von Fahrplanaktualisierungen noch verändern)
PREISE & LEISTUNGEN
Preis 2025:
- Reisepreis (ab/bis Berlin): ab Ende November 2024
- Bei eigener An-/Abreise bis Stettin oder für Inhaber*innen des Deutschlandtickets: ab Ende November 2024
Im Preis enthalten sind:
- Vorbereitungsmaterialien
- Bahnreisen Berlin-Stettin, Swinemünde-Berlin im RE (2. Kl.)
- Alle Reisebusfahrten
- 6 Übernachtungen im DZ (Bad/WC) in Mittelklassehotels in Stettin (3, ibis Styles Szczecin Stare Miasto, sehr zentral) und Swinemünde (3, Hampton, 15 Min. zum Strand)
- Halbpension (6 Tage)
- Komplette Programmkosten, Eintrittsgelder und Reiseleitung (EOL und polnische Reiseleitung)
Zusätzliche Kosten (fakultativ):
- Einzelzimmer: ab Ende November 2024
HINWEISE
Einreiseinformationen
- Deutsche Staatsangehörige: Sie benötigen einen gültigen Personalausweis oder Reisepass, der mindestens über das Ende der Reise hinaus noch gültig ist
- Staatsangehörige anderer Staaten: Wir informieren Sie gerne über die Einreisebestimmungen
- Bitte beachten Sie unsere organisatorischen Hinweise
- Bitte beachten Sie auch die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts
Literaturempfehlungen und Vorbereitungsmaterial
- Eine ausführliche Literaturliste erhalten Sie zusammen mit der Buchungsbestätigung
- Rechtzeitig vor der Reise erhalten Sie das für die Reise zusammengestellte Vorbereitungsmaterial
REISEKOMBINATIONEN
Kombinierbar mit:
Danzig-Westpommern (8.6.-21.6.2025)
Reisenummern: 17+21
Gesamtreisedatum: 08.06.-21.06.2025
Gruppenwechsel: Der Gruppenwechsel findet am 15.6. in X statt.
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Danzig-Westpommern (10.8.-23.8.2025)
Reisenummern: 31+32
Gesamtreisedatum: 10.08.-23.08.2025
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Danzig-Westpommern (14.9.-27.9.2025)
Reisenummern: 41+42
Gesamtreisedatum: 14.09.-27.09.2025
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Breslau-Danzig-Westpommern (1.6.-21.6.2025)
Reisenummern: 13+17+21
Gesamtreisedatum: 01.06.-21.06.2025
Gruppenwechsel: Der Gruppenwechsel findet am 8.6. in Danzig statt.
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Breslau-Danzig-Westpommern (7.9.-27.9.2025)
Reisenummern: 38+41+42
Gesamtreisedatum: 07.09.-27.09.2025
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