Lettland - Latvija
Zwischen nationaler Selbstbehauptung und europäischer Integration
ÜBERBLICK
Riga - Cēsis/Wenden - Sigulda/Segewold - Rundāle/Ruhenthal - Liepāja/Libau - Kuldīga/Goldingen - Ventspils/Windau
„Eine Reise, die nachhallt, und die es verdient nachbereitet zu werden.“
Frank Hillmann, Berlin, Juli 2022
Auf unserer Reise in die ehemalige Residenz des Deutschen Ritterordens, alte Hansestadt, zeitweilig zweite Kapitale Schwedens und Gouvernementszentrum des zaristischen Russland, zwischen den Kriegen des 20. Jahrhunderts und seit 1991 wieder Hauptstadt des unabhängigen Lettland, und in die Hafenstadt Liepāja/Libau befassen wir uns mit folgenden historischen und aktuellen Aspekten:
- Die 800-jährige Geschichte Rigas, Jugendstilhaupstadt Europas, (nicht nur) architektonische Zeugnisse der verschiedenen Herrschaftsträger
- Das jüdische Riga und seine Zerstörung (Synagoge, ehemaliges Ghetto in der "Moskauer Vorstadt", Erschießungsorte in den Wäldern von Biķernieki und Rumbula)
- Kampf um die Unabhängigkeit und Erbe des Kommunismus
- Die Situation der russischsprachigen Minderheit
- Lettische Poesie: Literarischer Spaziergang durch Riga
- Kurland: Leben auf dem Lande – romantisches Kuldīga – facettenreiches Liepāja –
- boomendes Ventspils
- Treffen und Gespräche u.a. mit einem Politikwissenschaftler und einer Stadtarchitektin
REISE
Zwischen nationaler Selbstbehauptung und europäischer Integration
Die heute größte Stadt des Baltikums wurde 1201 vom Bremer Domherrn Albert gegründet und diente zunächst als Hauptstützpunkt der Deutschen Ordensritter zur Unterwerfung der heidnischen baltischen Stämme. Schon kurz nach der Gründung entstanden der Dom, die Petri- und die Jakobikirche, deren drei Türme als das Wahrzeichen Rigas gelten. Nicht viel später kam es zu Konflikten zwischen dem Bischof und den Ordensrittern um die Macht in der Stadt, aus denen letztere als Sieger hervorgingen. Riga blieb damit bis zum Ende des 16. Jh. eine wichtige Residenz des Ordensstaates.
Infolge des 1282 erfolgten Beitritts zur Hanse wurde Riga zu einer der wichtigsten Ostseehandelsstädte. Für „Nichtdeutsche“ hingegen, die lediglich zu Hilfsarbeiten herangezogen wurden, bedeutete die Hansezugehörigkeit weitgehende Rechtlosigkeit.
Wechselnde Herrschaftsträger
Deutsche dominierten als Bischöfe, Bürgermeister und Kaufleute auch noch lange das Geschehen in der Stadt, nachdem der Ritterorden im Zuge des Livländischen Krieges vom Zarenreich besiegt worden war. Gewissermaßen als „Nebenprodukt“ der Ritterniederlage kam Riga 1581 unter polnische Herrschaft. Die Polen wurden 1621 von den Schweden als Herrschaftsträger abgelöst, die die Siedlung an der Daugava (Düna) 1660 zur 2. Hauptstadt Schwedens „ernannten“. Infolge des Nordischen Krieges fiel Riga 1710 ans Zarenreich und blieb bis zum 1. Weltkrieg russisch.
Trotz nationaler Festigungsbestrebungen der Herrschaftsträger bildete sich im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung eine Mehrvölkergesellschaft heraus. Zunächst außerhalb in der „Moskauer Vorstadt“, wo vieles, was innerhalb der Stadtmauern unter Verbot stand, möglich war.
Zwar wurden Juden bereits im 16. Jh. erstmals urkundlich erwähnt, die „offizielle“ Gemeindegründung fand jedoch erst drei Jahrhunderte später statt. Der Zuzug von chassidischen belarussischen und russischen Juden – Riga wurde zu einem Zentrum der CHaBaD-Bewegung – erweiterte die Vielfalt jüdischen Lebens. Von noch größerer Bedeutung war im 19. Jh. die Gemeinde der russischen Altgläubigen. Ins selbe Jahrhundert fiel das lettische „nationale Erwachen“, es entstand die Bewegung der „Jungletten“.
Eine dynamische industrielle Entwicklung ging mit großen sozialen Spannungen einher, die sich in der Revolution 1905 in Riga besonders stark entluden. Eine andere Folge der rasanten Industrialisierung war ein Bauboom, der dazu führte, dass ein Drittel der Innenstadt aus Jugendstilbauten besteht.
Unabhängiges Lettland
Nach der Februarrevolution 1917 gehörte Riga für kurze Zeit zum Deutschen Reich, bis am 18.11.1918 das unabhängige Lettland proklamiert wurde. In der Zwischenkriegszeit verdoppelte sich die Einwohnerzahl der Hauptstadt, wichtige Bauten wie das Freiheitsdenkmal und der Bruderfriedhof entstanden. Die wichtigsten Minderheiten (Russen, Juden, Deutsche) genossen Kulturautonomie, gerieten aber ab Mitte der 1930er Jahre, in denen Lettland zu einem autoritär regierten nationalistischen Staat wurde, zunehmend unter Druck. Nach dem Molotow-Ribbentrop-Vertrag begann am 17.6.1940 die sowjetische Okkupation Rigas mit NKWD-Terror und Deportationen. Die deutschbaltischen Rigenser wurden „heim ins Reich“ geholt.
Ein Jahr später (1.7.1941) marschierte die Wehrmacht ein. Riga wurde zur Hauptstadt des „Reichskommissariats Ostland“. In der „Moskauer Vorstadt“ installierten die Besatzer ein Ghetto, das nach der Ermordung der Rigaer jüdischen Bevölkerung zur Durchgangsstation zehntausender deutscher Juden wurde. In den umliegenden Wäldern und den Konzentrationslagern Salaspils (Kurtenhof), Jungfernhof und Kaiserwald ermordeten Deutsche und lettische Kollaborateure 200.000 Juden. Nach dem Einmarsch der Roten Armee im Oktober 1944 wurden wiederum Zehntausende Menschen ostwärts deportiert. Lettland wurde sowjetisiert, die Bevölkerungspolitik machte die Letten zur Minderheit im eigenen Land. In den Jahren nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1991 hat der Staat den Spagat zwischen nationaler Selbstbehauptung und europäischer Integration geschafft. Im Mai 2004 wurde Lettland EU-Mitglied, seit Anfang 2014 zahlt man mit Euro. Zwar zählt der östliche Landesteil Latgale/Lettgallen zu den strukturschwächsten Regionen der erweiterten EU, die Hauptstadt jedoch fungiert als Drehscheibe für Kapital, Arbeitskraft und kulturelles Leben.
Kurland
In der Region zwischen Ostseeküste, der Rigaer Bucht und dem Fluss Daugava/Düna siedelten einst die westfinnischen Kuren, die sich länger als die meisten anderen Völker auf dem Gebiet des heutigen Lettlands gegen die verschiedenen Eroberer behaupten konnten. 1561 wurde Kurland zum Herzogtum, Herzog und Ex-Ordensmeister Gotthard Kettler machte Kuldiga zu seinem Herrschaftssitz, das bis zur Ablösung durch die Stadt Mitau/Jelgava im Jahre 1617 die Hauptstadt blieb. Politische und wirtschaftliche Bedeutung nahm die Region vor allem im 17. Jahrhundert unter Herzog Jakob ein: Manufakturen entstanden und der Handel reichte bis nach Afrika.
Das romantisch anmutende Kuldīga ist mit seinem gut erhaltenen Ensemble von Kleinstadtbauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, zu denen u.a. das älteste Holzhaus Kurlands (1670) gehört, auch als „Venedig Lettlands“ bekannt.
Liepāja ist mit 85.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Lettlands, wurde erstmals 1253 urkundlich erwähnt und war zunächst ein einfaches Fischerdorf. Erst langsam entwickelte sich hier ein Handelszentrum, 1625 erlangte der Ort das Stadtrecht. Im zaristischen Russland kam es zu einer regen Bautätigkeit und im 19. Jh. legte man hier einen Kriegshafen an, der zu sowjetischer Zeit weiter ausgebaut wurde - Liepāja wurde eine der "geschlossenen Städte". Nach Erlangung der Unabhängigkeit und einer Phase großer sozialer Probleme erlebte die Stadt einen neuen Aufschwung und gilt heute mit einer neu entstandenen und wachsenden Szene von Restaurants, Bars und Klubs als Alternative zur immer stärker vom Kommerz beeinflussten Hauptstadt.
PROGRAMM
Vorgesehenes Reiseprogramm
Tag | Programm |
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1. Tag |
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2. Tag | Annäherung an die 800-jährige Geschichte Rigas“:
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3. Tag | „Jüdisches Riga“:
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4. Tag | "Ländliches Livland"
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5. Tag | „Von Riga durch Semgallen nach Kurland“:
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6. Tag | „Fischerdorf - geschlossener Kriegshafen - alternative Hauptstadt“:
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7. Tag | „Durch's ländliche Kurland“
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8. Tag | „Jüngste Geschichte und aktuelle Situation Lettlands “
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9. Tag |
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PREISE & LEISTUNGEN
Preis 2024:
- Reisepreis: € 1.580,- (ab/bis Riga)
Im Preis enthalten sind:
- Vorbereitungsmaterialien
- 8 Übernachtungen im DZ (Bad/WC) in den Mittelklassehotels „Draugi“ (sympathisches Mittelklassehotel mitten in der Altstadt) in Riga (6) und „Promenade“ (bestes Haus am Platze) in Liepāja (2)
- Alle Reisebusfahrten im Land
- Halbpension (8 Tage)
- Komplette Programmkosten, Eintrittsgelder und Reiseleitung (EOL und lettische Reiseleitung)
Zusätzliche Kosten (fakultativ):
- Einzelzimmer: € 300,-
- Flugvermittlung: auf Anfrage (zzgl. Buchungsgebühr und Atmosfair-Klimakompensation)
REISEECHO
„Eine Reise, die nachhallt, und die es verdient nachbereitet zu werden.“
Frank Hillmann, Berlin, Juli 2022
„Was für eine herrliche Stadt: Riga. Literarische Beiträge, Geschichte und Gegenwart zeigten die Bedrohungen, denen dieses Land zur Zeit ausgesetzt ist.“
Detlev, Mönchengladbach, Juli 2022
„Besonders gut: Orellen, literarischer Spaziergang durch Riga, Vorlesen von Texten während der Busfahrt. Super, dass wir in verschiedenen landestypischen Restaurants waren.“
Reiseteilnehmerin aus Berlin, Juli/August 2020
„Marija hat uns ihre Stadt und ihr Land mit ganz viel Herzblut nahe gebracht. Besonders gute Programmpunkte: Ghetto- und Okkupationsmuseum, Orellen, Rundale, Spaziergang in Liepaja, Jurkalne.“
Reiseteilnehmerin aus Bayern, August 2019
„Unterkunft, Verpflegung, deutsche und lokale Reiseleitung: Sehr gut. Es war eine echte EOL-Reise, die ich noch einmal machen könnte.“
Hans Baumeister, Düsseldorf, August 2018
„Die Reise war hervorragend geeignet, Lettland mit seiner wechselvollen Geschichte und seinen optimistischen Gegenwartsbezügen kennen zu lernen. Alles war bestens organisiert. Danke für die mitgebrachte Bücherauswahl.“
Monika Skowranek, Bamberg, Juli 2017
„Die Erweiterung der Reise zum Gauja Nationalpark, nach Ventspils und Schloss Rundale war sehr lohnenswert! Die 'LiteraTour' ist immer ein Genuss.“
Reiseteilnehmer aus Berlin, Juli 2016
„Besonders gute Programmpunkte: Gespräch mit Professor von der Uni über aktuelle Lage, LiteraTour, Gedenkorte.“
Reiseteilnehmerin aus Berlin, August 2015
„Reiseleitung: eine sehr gute Kombination, der Blick von innen und außen. Besonders gute Programmpunkte: das Journalistengespräch, die Busfahrt durch Kurland.“
Reiseteilnehmer aus Nordrhein-Westfalen, August 2014
„Die Hotels waren gut ausgewählt, das ausgezeichnete Essen war mit Überlegung im Hinblick auf die kulinarische Vielfalt ausgesucht, die Programmpunkte waren ebenfalls sehr gut ausgewählt und auch gut aufeinander aufgebaut. In Riga haben wir das meiste Vergnügen bei der Literatour gehabt.“
Reiseteilnehmer aus Berlin, Juli/August 2013
„Das Programm war so gut, dass es schwer fiel Ergänzungen zu finden. Die Auswahl möglichst landestypischer, abwechslungsreicher Gerichte war ausgezeichnet.“
Reiseteilnehmer aus Nordhausen, Juli 2012
„Es ist wunderbar, so viel mehr vom Land gesehen zu haben. Nur Riga ist wunderschön, aber ein größeres Bild ergibt sich aus der Zusammensetzung der Reise über Land, Leute, Geschichte, Politik. Deutsche und lokale Reiseleitung: Sehr gut.“
Reiseteilnehmerin aus Hannover, August 2011
„Alle lokalen Experten waren hervorragend - besonders eindrucksvoll und kompetent: Alexander Bergmann und der Politologe in Riga. Die Reise gab ein sehr gutes Bild von Geschichte, Kultur und aktuellen Problemen Lettlands.“
Monika Richarz, Juli 2009
„Deutsche und lokale Reiseleitung: sehr gut. Für mich ist das Programm der EOL-Reisen, die ich bisher mitgemacht habe, sehr gut zusammengestellt, es kommt meinen Wünschen sehr entgegen.“
Reiseteilnehmerin aus Frankfurt, Juli 2009
„Besonders gute Programmpunkte: 1. "Das jüdische Riga". 2. Der literarische Abendspaziergang. Sehr positiv war für den Verlauf der Reise insgesamt das harmonische Verhalten innerhalb der Gruppe.“
Hartfrid Vollmer, August 2008
„Besonders gute Programmpunkte: Die Führungen in Riga und Jurmala durch Marija Skurule waren kenntnisreich und spannend. Die Begegnung mit dem Zeitzeugen Alexander Bergmans am Tag 'Das jüdische Riga'. Die Informationen des russischsprachigen Schriftstellers als Mitglied einer Minderheit trugen sehr zum Verständnis der aktuellen Situation in Lettland bei.“
Margot Seidensticker, Juli 2007
„Die Reiseleitung vor Ort durch Frau Marija Skurule, die Unterbringung im Hotel, die Auswahl der Gesprächspartner in Riga, wie auch die Gruppenessen haben bei uns ungeteiltes Lob und Anerkennung gefunden.“
Dr. Volker Stanslowski, August 2006
„Besten Dank für die schöne und interessante Reise (u.a. an Philipp Oelze)! Ich habe einen sehr lebendigen Eindruck von Riga bekommen, den ich auf einer sonstigen Tour nie erhalten hätte.“
Reiseteilnehmerin aus Cottbus, Juli 2005
REISEKOMBINATIONEN
Kombinierbar mit:
Litauen-Lettland (18.7.-3.8.2025)
Reisenummern: 28+29
Gesamtreisedatum: 18.07.-03.08.2025
Gruppenwechsel: Der Gruppenwechsel findet am 26.7. in Riga statt.
Zur Reisebeschreibung von Litauen
Weitere Infos
Lettland-Estland (26.7.-11.8.2025)
Reisenummern: 29+30
Gesamtreisedatum: 26.07.-11.08.2025
Gruppenwechsel: Der Gruppenwechsel findet am 3.8.in Tallinn statt.
Zur Reisebeschreibung von Estland
Weitere Infos
Podlachien-Litauen-Lettland (12.7.-3.8.2025)
Reisenummern: 26+28+29
Gesamtreisedatum: 12.07.-03.08.2025
Gruppenwechsel: Gruppenwechsel in Suwałki
Zur Reisebeschreibung von Podlachien
Zur Reisebeschreibung von Litauen
Weitere Infos
Litauen-Lettland-Estland (18.7.-11.8.2025)
Reisenummern: 28+29+30
Gesamtreisedatum: 18.07.-11.08.2025
Gruppenwechsel: Die Gruppenwechsel finden am 26.7. in Riga und am 3.8. in Tallinn statt.
Zur Reisebeschreibung von Litauen
Zur Reisebeschreibung von Estland
Weitere Infos
HINWEISE
Einreiseinformationen:
- Deutsche Staatsangehörige: Sie benötigen einen gültigen Personalausweis oder Reisepass, der mindestens über das Ende der Reise hinaus noch gültig ist
- Staatsangehörige anderer Staaten: Wir informieren Sie gerne über die Einreisebestimmungen
- Bitte beachten Sie unsere organisatorischen Hinweise
- Bitte beachten Sie auch die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts
Literaturempfehlungen und Links
- Hier finden Sie einige Literaturtipps und Links zu dieser Reise
- Eine ausführliche Literaturliste erhalten Sie zusammen mit der Buchungsbestätigung