St. Petersburg - Sankt Peterburg
Glanz- und Schattenseiten der westlichsten Stadt Russlands
ÜBERBLICK
„Die Reise zeigte im ausgewogenen Verhältnis Sein und Schein - die konkurrierenden Palastfassaden und die Sorgen z.B. eines Odachlosenvereins heute. Für mich persönlich öffnete sich die Tür nach Russland.“
(J.B., Berlin, Mai 2019)
Themen der Reise:
- „Venedig des Nordens“ und „Fenster nach Europa“: Architektur und Stadtgeschichte
- Petersburger Literatur (Puschkin, Gogol, Dostojewski, Bely, Achmatowa)
- Das Phänomen der Weißen Nächte
- Die 900-tägige deutsche Blockade im 2. Weltkrieg
- Jüdisches Leben
- Soziale Lage und Menschenrechte
- Die Kunstszene seit Glasnost und Perestrojka
- Die aktuelle politische, wirtschaftliche und soziale Situation Russlands
- Treffen und Gespräche u.a. mit einem Journalisten, Mitarbeiterinnen der Menschenrechtsorganisation "Memorial", zivilgesellschaftlichen Aktivistinnen, Mitarbeiterinnen eines Hilfsprojekts für Obdachlose
REISE
Glanz- und Schattenseiten der westlichsten Stadt Russlands
Die Gründung der Stadt im Jahre 1703 – auf dem Reißbrett geplant, außerhalb des russischen Kernlandes angelegt, während des Nordischen Krieges (1700-1721) vorangetrieben – gleicht einem gewaltig-utopischen Akt. Etwa 100.000 Leibeigene und Zwangsarbeiter verlieren ihr Leben in den Sümpfen des Newa-Deltas, schnell schreiten die Arbeiten an Peter-und-Paul-Festung auf der Haseninsel, Admiralitätswerft und Hafen voran. 1709 wird eine erste Schneise für den späteren Newski Prospekt durch den Wald gezogen, 1711 zieht der Hof aus Moskau um, und 1712 wird Sankt Peterburg – Sankt Pieterburch – Petropolis (hergeleitet sowohl vom heiligen Petrus als auch von Zar Peter I., dem mit 2,05 Metern auch physisch Großen) Hauptstadt des Russischen Reiches. Ende des 18. Jahrhunderts ist St. Petersburg eine der größten Städte Europas, die Bevölkerungszahl hat die 250.000er-Marke überschritten, vor allem importierte Architekten (Trezzini, Leblond, Rastrelli, Vallin de la Mothe, Quarenghi) haben ihr ein strahlendes Antlitz verpasst. Die „Hauptstadt des tragischen Imperialismus“ (Nikolai Anziferow), die Alexander Puschkin 1833 in seinem Poem „Der eherne Reiter“ eindrucksvoll besingt, ist etabliert und für Russland hat sich das „Fenster nach Europa“ geöffnet.
Das 19. Jahrhundert ist in St. Petersburg gekennzeichnet durch die Herrschaft der Romanow-Zaren, die einerseits Stabilität garantieren und andererseits wichtige gesellschaftliche Reformen vernachlässigen, die Einbindung der Stadt in europäische Handels- und Ideenströme sowie eine mit der Industrialisierung weiter wachsende Bevölkerungszahl und entstehende soziale Spannungen – exemplarisch beschrieben in den Erzählungen Nikolai Gogols und den Romanen Fjodor Dostojewskis, die beide die Lebenswelt der ‚kleinen Menschen’ in den Vordergrund stellen.
Erste Anzeichen organisierter Dissidenz stellen demokratisch gesinnte Offiziere dar, deren („Dekabristen“-)Aufstand im Dezember 1825 niedergeschlagen wird. Ende des 19. Jahrhunderts strömt sozialdemokratisches, marxistisches und revolutionäres Gedankengut in die Stadt, 1905 wird eine friedliche Demonstration vor dem Winterpalais auf Befehl von Zar Nikolaus II. blutig aufgelöst – die erste russische Revolution endet mit etwa 1000 Toten auf dem Paradeplatz, führt zur Entstehung einer Arbeiterbewegung, bringt eine Liberalisierung des Regimes und den Übergang zum „Scheinkonstitutionalismus“ (Max Weber).
Umbrüche im 20. Jahrhundert
Gleichzeitig wird St. Petersburg zum „Laboratorium der Moderne“ (Karl Schlögel) – Intellektuelle, Künstler, Dichter wie Achmatowa, Bely, Blok, Jessenin, Majakowski und Mandelstam prägen mit ihren Werken den Mythos der Stadt neu und bringen sie ins Bewusstsein Europas zurück.
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wird die Stadt aufgrund des zu deutsch klingenden Namens in Petrograd umbenannt, im Februar 1917 kommt es zu einem Generalstreik, in dessen Folge Nikolaus II. abdankt. Es beginnt die Periode der Doppelherrschaft – auf der einen Seite die bürgerliche „Provisorische Regierung“ unter Alexander Kerenski, auf der anderen Seite der Petrograder Arbeiter- und Soldatenrat. Die Oktoberrevolution, vom Ablauf her eher ein Putsch, beginnt an der Newa, wirbelt das alte Russland durcheinander und verändert die soziale Struktur der Stadt radikal.
Nach Ende des 1. Weltkrieges verlegt die Regierung ihren Sitz nach Moskau. Aufgrund von Hunger, Terror und Bürgerkrieg sinkt die Einwohnerzahl Petrograds zwischen 1916 und 1920 von 2,5 Millionen auf gut 700.000. Drei Tage nach Lenins Tod wird sie im Januar 1924 in Leningrad umbenannt.
Im Dezember 1934 wird der junge Leningrader Parteisekretär Sergei Kirow ermordet – die Tat ist der Beginn der stalinistischen „Säuberungen“, die die Stadt als Konkurrentin der Zentrale in Moskau besonders hart treffen. Kaum hat sie sich davon erholt, beginnt mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion und mit dem schnellen Vorrücken der Heeresgruppe Nord am 8. September 1941 die Blockade Leningrads. Erklärtes deutsches Kriegsziel ist es, die Bevölkerung der Stadt systematisch auszuhungern. Im November 1941 sinkt die tägliche Brotration auf 125 Gramm, die Infrastruktur bricht zusammen und nur dank einer Verbindung über den zugefrorenen Ladogasee kann die Stadt rudimentär versorgt werden. Nach knapp 900 Tagen endet die Blockade am 27. Januar 1944, insgesamt kommen etwa eine Million Menschen ums Leben, derer auf dem Piskarjowskoje-Gedenkfriedhof im Norden der Stadt gedacht wird.
Von Mitte der 40er bis Ende der 80er Jahre verliert Leningrad politisch weiter an Einfluss, ausgelöst hauptsächlich durch Entscheidungen im rivalisierenden Moskau. Wirtschaftlich wird die Stadt zu einem Zentrum des militärisch-industriellen Komplexes ausgebaut und leidet daher besonders unter der Abgeschlossenheit des Eisernen Vorhangs. Es bilden sich jedoch langsam erste dissidentische Kreise, zu denen auch der 1972 des Landes verwiesene, spätere Literaturnobelpreisträger Joseph Brodsky gehört.
St. Petersburg kommt zurück
Ausgelöst durch die Reformpolitik Michail Gorbatschows entsteht Ende der 80er Jahre eine Vielzahl von politischen, sozialen und kulturellen Initiativen. Ein Beispiel ist die Menschenrechtsorganisation „Memorial“, die sich zunächst mit der Aufarbeitung stalinistischer Repressionen beschäftigt, später zu einer der prominentesten Kritikerinnen der Kriege in Tschetschenien wird und 2004 für ihre Arbeit den Alternativen Nobelpreis erhält. In einer Volksabstimmung im September 1991 erhält die Stadt ihren alten Namen zurück, die Einwohner beginnen wieder damit, ihre Heimatstadt liebevoll „Piter“ zu nennen. St. Petersburg gelangt – spätestens mit den Feierlichkeiten zum 300-jährigen Stadtgeburtstag 2003 – wieder zurück ins Interesse der europäischen Öffentlichkeit. Zum neu aufpolierten Glanz gehören jedoch auch die Schattenseiten: ein Großteil der Bevölkerung hat durch die wilde Privatisierung im Rahmen der wirtschaftlichen Schocktherapie Anfang der 1990er und die Rubelkrise 1998 gleich zweimal ihre Ersparnisse verloren. Auf engstem Raum leben nun im Stadtzentrum arm und reich gewordene zusammen, die Verwaltung macht wenig Geld für dringend notwendige Verbesserungen der maroden kommunalen Infrastruktur locker und so bietet die Stadt heute ein permanentes Wechselbild von goldenem Glanz, angenehmer Normalität und nicht zu übersehenden Schattenseiten.
PROGRAMM
Reiseprogramm bis 2021
Tag | Programm |
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1. Tag |
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2. Tag |
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3. Tag |
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4. Tag |
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5. Tag | Literarisch-Künstlerisches St. Petersburg:
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6. Tag |
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7. Tag |
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8. Tag | Fakultatives Programm
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9. Tag |
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10. Tag |
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(Die Zwischenaufenthalte sowie die An- und Abreisezeiten per Bahn können sich aufgrund von Fahrplanaktualisierungen noch verändern)
REISEECHO
„Die Reise zeigte im ausgewogenen Verhältnis Sein und Schein - die konkurrierenden Palastfassaden und die Sorgen z.B. eines Odachlosenvereins heute. Für mich persönlich öffnete sich die Tür nach Russland.“
J.B., Berlin, Mai 2019
„Sehr diverses, ausgewogenes Programm, das Eintauchen in die Stadt ist gelungen! Ich habe den Eindruck, ich kenne nun St. Petersburg mit vielen Facetten, weit über das normale Sightseeing hinaus. Die beiden Reiseleiterinnen waren wirklich die besten, die man sich vorstellen kann. Sie haben jeweils ihre Sache sehr gut gemacht.“
Doris Pokorny, Schönau, Mai 2019
„Gewählt habe ich die EOL-Reise wegen der "alternativen/aktuellen" Programmpunkte: Begegnungen, Gespräche, Projekte - die haben sich alle sehr gelohnt. Aber auch die "klassischen" Punkte waren sehr gut (Eremitage-Führung, Stadtspaziergang, etc.). Schön waren auch die passenden Lesungen zwischendurch.“
Nina von Saldern, Bern, Juli 2018
„Das Programm war umfassend und gab vielfältige Einblicke. Die jüngere Geschichte von Leningrad/St. Petersburg kam mir durch den Besuch des Blockademuseums und des Gedenkfriedhofs für die Opfer der Blockade sehr nahe. Sehr gefallen haben mir die Einblicke in die aktuelle Kultur-. und Kunstszene, ebenso wie das Vorlesen literarischer Kostproben.“
Reisende aus Berlin, Mai 2018
„Besonders gute Programmpunkte: Der Kantor in der Synagoge, der einen Psalm von Lewandowski gesungen hat. Xenia im Achmatowa-Museum, die uns erzählte, dass sie ihre Großeltern während der Blockade verloren hat und dabei zu Tränen gerührt war.“
Isabelle Pignal, Grenoble/Frankreich, Mai 2018
„Die Treffen mit den dort lebenden Menschen, besonders mit kritischen Menschen waren einzigartig: Memorial, Dmitri Trawin.“
Reiseteilnehmerin aus Schwarmstedt, Juli 2017
„Das sehr gute Vorbereitungsmaterial hat mir die Reisevorbereitung erleichtert - und die Reise bereichert. Programm: vielfältig, lehrreich, ausgewogen, dicht, aber nicht zu dicht. Möglichkeit des Blicks hinter die Kulissen, Aktualitätsbezüge. Herzliche Grüße und vielen Dank für alles!“
Mirjam Reich und Markus Huber, Zürich, Juli 2017
„Besonders gute Programmpunkte: Memorial, Sozialprojekt ,Nochlezhka', Puschkinskajastr., Achmatowa-Museum... Sehr gute Mischung aus Kultur, Politik, Sozialem und ,sight seeing' !!!“
Reiseteilnehmer aus Frankfurt am Main, Juli 2016
„Deutsche Reiseleitung (Lisa Füchte): Sehr gut. Sehr umfassend informiert, auch auf qualifizierte Fragen der Gruppe. Lokale Reiseleitung (Elena Saizewa): Sehr gut. Man merkte ihr an, dass es auch für sie eine interessante, aus dem Rahmen fallende Reise war.“
Reiseteilnehmerin aus Puchheim, Mai 2016
„Ich war mit allem sehr zufrieden. Elena Saizewa war uns eine sehr gute Reiseleiterin, offen, kompetent, humorvoll und immer ansprechbar und sehr sympathisch.“
Reiseteilnehmerin aus Berlin, Mai 2015
"Nach meiner Reise mit EOL nach Lemberg habe ich nur Gutes in Petersburg erwartet. Und ich bin nicht enttäuscht worden. Die Mischung von Kultur, Literatur, Architektur und kritischer Sicht der Gegenwart ist mir wichtig. Dankbar, bereichert auch dieses Mal!“
Gerd Verhoeven, Erkrath, August 2014
„War super! Lobe für: 1.) Tim Mergelsberg als Reiseleiter (locker, offen, begeistert, unkompliziert), 2.) Hotel- und Restaurantauswahl, 3.) Kontakte zu kritischen Stimmen Russlands.“
Reiseteilnehmerin aus Berlin, Juli 2013
„Deutsche und lokale Reiseleitung: Sehr gut. Besonders gute Programmpunkte: Leningrad im 2. Weltkrieg, Literaturtag.“
Annette und Hans Seydel, Juli 2012
„Der Literatentag war sehr schön. Ich habe mich sehr gut betreut gefühlt. Die Gruppe war sehr gut durchmischt und man hat es gemerkt, dass jeder sich wohlfühlt.“
Christine Stroheker, Juni 2011
„Sehr viele sehr gute Informationen und eine gute herzliche Betreuung. Ich bin sehr begeistert. Weiter so!“
Reiseteilnehmerin aus Hamburg, Mai/Juni 2010
„Besonders gute Programmpunkte: Führungen von Maria und ihre Übersetzungen; das Sozialprojekt; Anna-Achmatova-Museum, Journalistengespräch, Pushkinskaja-Literaturzentrum.“
Elke Metzger, Mai/Juni 2009
„Deutsche und lokale Reiseleitung: kompetent, aufmerksam, hilfsbereit, flexibel, bester Rund-um-Service vom Feinsten. Beide zusammen: ein Traum-Team!“
Lebrecht Metzger, Mai/Juni 2009
„Die Betreuung der Reiseleitung vor Ort war hervorragend! Besonders gute Programmpunkte: Literarischer Spaziergang, Gespräch mit Petersburger Journalisten, Piskarevskoe-Gedenkfriedhof. Verpflegung: sehr üppig und gut. Gute Auswahl der Restaurants.“
Reiseteilnehmerin aus Nordrhein-Westfalen, Juli 2008
„Deutsche Reiseleitung: sehr aufmerksam. Lokale Reiseleitung: sehr gute Deutschkenntnisse und kompetent. Besonders gute Programmpunkte: Dostojewski-Literaturrundgang, Achmatova-Museum.“
Reiseteilnehmer aus Nürnberg, Mai 2008
„Julia und Sascha haben sich ständig und außerordentlich umsichtig um die Gruppe gekümmert und waren stets ansprechbar. Die Stadtführungen und sonstigen Veranstaltungen waren toll vorbereitet und sehr informativ.“
Reiseteilnehmerin aus Handeloh, Juli 2007
„Eine Reise, die hält, was sie verspricht! St. Petersburg in (all) seinen Facetten zu zeigen vom goldenen Glanz, seinen Schattenseiten und dem Ringen um eine menschenwürdige Zukunft! Individuelle Wünsche wurden integriert!“
Helga Hock, Juni 2007
„Deutsche Reiseleitung: Sehr gut. Richtige Mischung aus zwischen Dominanz und laissez faire. Verpflegung: Sehr gut. Insbesondere die 'Geheimtipps' vor Ort.“
Doris Schwarzer-Wiegand, August 2006
„St. Petersburg war meine erste EOL-Reise und hat mir sehr gut gefallen. Vor allem wurden viele Einblicke in den Alltag Russlands gegeben. Freue mich schon auf weitere Reisen.“
Johannes Poensgen, August 2005
„Vielen Dank für die gute Unterstützung bei unserem persönlichen Programm, im Vorfeld und während der Reise in St. Petersburg.“
Inge Franken, Juli 2005
„Unsere individuelle Weiterreise durchs Baltikum war perfekt organisiert und klappte gut. Die gesamte Reise war für uns ein Erlebnis, das alle Erwartungen weit übertraf. Großes Lob und bol'shoe spasibo an Jürgen.“
Peter von Wrangell und Wolfgang Haas, Juli 2005