Südbulgarien
Heimliche Hauptstadt Plowdiw, Völkergemisch, Rhodopen und Thrakerland
ÜBERBLICK
Plowdiw - Trigrad - Schiroka Laka - Smoljan - Ardino - Kardschali - Dimitrowgrad - Burgas - Nessebar
Themen der Reise:
- Phillipopolis - Filibe - Plowdiw: älteste Stadt auf dem europäischen Festland und heimliche Hauptstadt
- Die Rhodopen - Rückzugsgebiet und Kulturlandschaft
- Trigrad: Alltag in einem pomakischen Ort unweit des ehemaligen Eisernen Vorhangs
- Schiroka Laka: Rhodopen-Dorf mit authentischer Architektur der "Wiedergeburtszeit"
- Ardino: die Rolle der bulgarischen Türken in der Tabakindustrie, Zwangsbulgarisierung der muslimischen Minderheiten in den 1980ern
- Thraker, Griechen, Römer, Byzantiner und Osmanen: wechselhafte Einflüsse und das "Türkenjoch"
- Schwarzmeermetropole Burgas
- Bulgarische Literatur mit Schwerpunkt Plowdiw und Rhodopen
- Die aktuelle politische, wirtschaftliche und soziale Situation
- Durch zahlreiche Begegnungen mit Einheimischen (u.a. Mitglied der armenischen Gemeinde, Journalist, Mitarbeitende einer Menschenrechtsorganisation und einer Roma-Organisation) erhalten Sie Informationen aus erster Hand
REISE
Heimliche Hauptstadt Plowdiw, Völkergemisch, Rhodopen und Thrakerland
Plowdiw ist die älteste durchgehend bewohnte Stadt auf dem europäischen Festland. Älteste Siedlungsspuren stammen aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. Über die Jahrhunderte bekam die Stadt viele Namen: thrakisch Pulpudeva oder Eumolpia; altgriechisch Philippopolis; lateinisch Trimontium, nach der Lage auf drei Hügeln; slawisch Pulden oder Pupulden; osmanisch Filibe. Während der fast 500-jährigen osmanischen Herrschaft entstand eine wohlhabende, gebildete und multikuturelle Kaufmannschaft. Nach der Befreiung wurde Plowdiw als größte und reichste Stadt Bulgariens 1878 zum Sitz der provisorischen russischen Regierung und war bis zur Vereinigung der beiden Landesteile 1885 Hauptstadt der Provinz Ostrumelien. Die Stadt ist international bekannt als Messestandort und war 2019 europäische Kulturhauptstadt.
Plowdiw liegt am Fluss Maritsa, dem längsten Fluss auf der Balkanhalbinsel und am Fuße der Rhodopen, einem dünn besiedelten Mittelgebirge, das sich durch große Teile des bulgarischen Südens bis über die Grenze nach Griechenland und im Osten fast bis in die Türkei zieht.
Frühe Bulgarische Reiche, "Türkenjoch" und Wiedergeburt
Nach Besiedlungen durch Thraker, Griechen, Römer, Goten und Hunnen begann im 6. Jh. die "Slawische Landnahme" des Territoriums des heutigen Bulgarien, in deren Folge um 681 das erste Bulgarische Reich entstand. Gut 200 Jahre später wurde das Christentum Staatsreligion, doch 972 wird zunächst Ostbulgarien, 1018 dann Westbulgarien Provinz des Byzantinischen Reichs.
Ein Feudalherrenaufstand führte 1185/1187 zur Re-Etablierung des Bulgarischen Reiches, Weliko Tarnowo wurde Hauptstadt und das Land erlebte einen ökonomischen und kulturellen Aufschwung, der jedoch ab Mitte des 13. Jh. aufgrund interner Auseinandersetzungen und Kriegen abebbte. 1393 endete das Reich mit der Eroberung der Hauptstadt und Bulgarien wurde 1396 zur osmanischen Provinz. Die bis 1878 dauernde osmanische Phase, (nicht nur) in der nationalen Geschichtsschreibung gern als "Türkenjoch" bezeichnet, war gekennzeichnet durch das Abschneiden fast aller Kontakte zu Westeuropa, die Auflösung der bulgarischen Verwaltungsstrukturen und die teils sehr gewaltsame Unterordnung unter die neuen Machthaber. Andererseits bedeutete die Fremdherrschaft über Jahrhunderte relativ friedvolle Zeiten und eine gewisse religiöse Toleranz ohne massenhafte Zwangsislamisierungen. So blieb die bulgarisch-orthodoxe Kirche, auch wenn sie ihre Eigenständigkeit im 15. Jh. verlor, die wichtigste kulturelle Institution.
Der im 18. Jh. einsetzende Niedergang des Osmanischen Reiches führte zu zahlreichen Bauernaufständen und einer "Nationalen Wiedergeburt", die jedoch vom Berliner Kongress 1878 nicht bestätigt wurde. Bis 1885 war das Land in das Fürstentum Bulgarien mit der Hauptstadt Sofia und Ostrumelien mit Plowdiw als kulturelles, wirtschaftliches und politisches Zentrum zweigeteilt. Besonders in den Rhodopen gab es lange Widerstand gegen die Vorherrschaft der ethnischen Bulgaren im neu entstehenden Staat. Erst 1908 gewann Bulgarien seine vollständige Unabhängigkeit.
Kriege, Sozialismus und "fingierte Revolution"
Die Balkankriege 1912 (mit Serbien, Montenegro und Griechenland gegen die Türkei) und 1913 (gegen Serbien und Griechenland) und der Eintritt in den Ersten Weltkrieg 1915 auf der Seite der Mittelmächte führten zu Gebietsverlusten in Mazedonien und einer großen Flüchtlingswelle ins Kernland, insbesondere nach Plowdiw. Es folgte eine instabile Zwischenkriegszeit mit schwieriger Wirtschaftslage, die schließlich in eine "Königsdiktatur" mündete und Bulgarien am Vorabend des Zweiten Weltkriegs in eine prekäre Lage brachte. Anfangs neutral, trat es am 1.3.1941 dem Dreimächtepakt bei, einen Tag später marschierten deutsche Truppen ein.
Auf die Besetzung des Landes durch die Rote Armee im September 1944 folgte 1946 die Ausrufung der "Volksrepublik Bulgarien" samt Einbindung in den Machtbereich der Sowjetunion, der gegenüber das Land während der gesamten Herrschaftszeit von Todor Schiwkow 1962-1989 als treuer Vasall galt. Bulgarien blieb trotz fortschreitender Industrialisierung stark agrarisch geprägt und war international eher unauffällig.
Die "fingierte Revolution" (Ilja Trojanow), also der Übergang von Plan- zu Marktwirtschaft und vom Ein- zum Mehrparteiensystem ohne einen konsequenten Austausch der alten Eliten, sorgt heute noch für Nachwirkungen in Form einer korruptionsanfälligen Bürokratie und ein starkes ökonomisches Stadt-Land-Gefälle. Seit März 2004 ist Bulgarien Mitglied der NATO, seit Januar 2007 Mitglied der Europäischen Union.
Umgang mit den ethnischen Minderheiten
1943 lebten in Bulgarien etwa 63.000 überwiegend sephardische Juden, davon ca. 12.000 in den im Frühjahr 1941 besetzten Gebieten Thrakien und Mazedonien. Eine antijüdische Gesetzgebung war bereits 1939 eingeführt und 1941 verschärft, jedoch nur teilweise umgesetzt worden. In einer Vereinbarung vom 22. Februar 1943 hatte der bulgarische "Kommissar für Judenfragen" dem Reichssicherheitshauptamt die Auslieferung von 20.000 Juden zugesichert. Doch im Angesicht der bereits beginnenden Konzentration der Juden in Kjustendil und Plowdiw verfasste Dimitar Peschew, stellvertretender Parlamentspräsident, Mitte März ein Manifest, dem zufolge die Deportation "einen unwürdigen Schandfleck auf der bulgarischen Ehre" darstelle. Mehr als ein Viertel der Abgeordneten unterzeichneten binnen Stunden das Dokument und tatsächlich ließ sich Zar Boris III. unter dem Druck des massiven Protests der Öffentlichkeit und der orthodoxen Kirche dazu bewegen, die Auslieferung auszusetzen. Zwar wurden die fast alle in den größeren Städten lebenden Juden im Mai in die bulgarische Provinz vertrieben, doch blieben so letztlich alle Juden Kernbulgariens am Leben.
Verhindert werden konnte jedoch nicht, dass in der zweiten Märzhälfte mehr als 11.000 inzwischen staatenlos gewordene Juden aus Thrakien und Mazedonien nach Treblinka deportiert und dort ermordet wurden.
Trotz der solidarischen Haltung seitens ihrer Mitbürger verließen die meisten Jüd*innen die neu gegründete Volksrepublik Bulgarien nach 1946. Die kleine verbleibende jüdische Gemeinde sah sich - wie auch die kleine, aber sehr sichtbare armenische Minderheit - keinen systematischen Repressionen ausgesetzt. Ganz anders erging es den muslimischen Minderheiten der Türken, der Pomaken und der Roma (hier sowohl den muslimischen, als auch den christlichen). In mehreren Wellen wurde versucht, diese Minderheiten unter massivem Druck zu assimilieren bzw. zu marginalisieren. Dies gipfelte in der gewaltsamen Bulgarisierung ab Mitte der 1980er Jahre. Mit vorgehaltener Waffe wurden Menschen gezwungen, ihre türkischen Namen in bulgarische zu ändern, die Benutzung der türkischen Sprache in der Öffentlichkeit war unter Strafe verboten, wie auch das Hören türkischer Musik oder die Ausübung muslimischer Traditionen. Es gab Proteste und Tötungen durch Polizei und Militär. Bis zum Ende der totalitären Herrschaft 1989 flohen etwa 300.000 bulgarische Türk*innen in die - ihnen meist sehr fremde - Türkei. Die bulgarischen Roma wurden in der Volksrepublik systematisch diskriminiert, insbesondere durch Segregation im Bildungswesen und versperrte Aufstiegschancen in der Arbeitswelt. Der Umgang der Politik mit den drei großen autochtonen Minderheiten in Bulgarien, die mindestens 15 Prozent der Bevölkerung ausmachen, beeinträchtigt bis heute das Zusammenleben in Bulgarien.
PROGRAMM
Vorgesehenes Reiseprogramm
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PREISE & LEISTUNGEN
Preis 2025:
- Reisepreis: € 1.260,– (ab/bis Sofia)
Im Preis enthalten sind:
- Vorbereitungsmaterialien
- 7 Übernachtungen im DZ (Bad/WC) in guten bis sehr guten, zentral gelegenen Mittelklassehotels in Plowdiw (4), Smolyan (1), Kardschali (1) und Burgas (1)
- Transfer Flughafen–Hotel–Flughafen
- Alle Reisebusfahrten im Land
- Halbpension (7 Tage)
- Komplette Programmkosten, Eintrittsgelder und Reiseleitung (EOL und bulgarische Reiseleitung)
Zusätzliche Kosten (fakultativ):
- Einzelzimmer: € 180,-
- Flugvermittlung: auf Anfrage (zzgl. Buchungsgebühr und Atmosfair-Klimakompensation)
REISEKOMBINATIONEN
Kombinierbar mit:
Nordbulgarien-Südbulgarien (10.10.-25.10.2025)
Reisenummern: 49+50
Gesamtreisedatum: 10.10.-25.10.2025
Komplettpreis: 2560 Euro (Sie sparen: 120 Euro)
Gruppenwechsel: Der Gruppenwechsel findet am 18.10. in Sofia statt.
Gesamter EZ-Zuschlag: 340 Euro
Zur Reisebeschreibung von Nordbulgarien
Weitere Infos
Rumänien-Nordbulgarien-Südbulgarien (30.9.-25.10.2025)
Reisenummern: 44+49+50
Gesamtreisedatum: 30.09.-25.10.2025
Komplettpreis: 4380 Euro (Sie sparen: 280 Euro)
Gruppenwechsel: Die Gruppenwechsel finden am 10.10. und am 18.10. in Sofia statt.
Gesamter EZ-Zuschlag: 570 Euro
Zur Reisebeschreibung von Rumänien
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Weitere Infos
HINWEISE
Einreiseinformationen
- Deutsche Staatsangehörige: Sie benötigen einen gültigen Personalausweis oder Reisepass, der mindestens über das Ende der Reise hinaus noch gültig ist
- Staatsangehörige anderer Staaten: Wir informieren Sie gerne über die Einreisebestimmungen
- Bitte beachten Sie unsere organisatorischen Hinweise
- Bitte beachten Sie auch die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts
Literaturempfehlungen und Links
- Hier finden Sie einige Literaturtipps und Links zu dieser Reise
- Eine ausführliche Literaturliste erhalten Sie zusammen mit der Buchungsbestätigung