Charkiw
Labor der Moderne
ÜBERBLICK
"Ein EOL-Highlight! Ein tolles Programm, eine schöne Verteilung von Führungen, Vorträgen und Freizeit. Ein schönes Hotel in toller Lage, wunderbare Restaurants und Reiseleiterinnen mit umfangreichem Wissen und super Deutsch!"
(Reiseteilnehmerin aus Fürth, September 2021)
Themen der Reise:
- Aktuelle politische Lage in der Ukraine und in Charkiw
- Jüdisches Leben in Charkiw einst und jetzt
- Anfänge der ukrainischen Menschenrechtsbewegung
- Ukrainische Dissidenten
- Zukunftsvisionen der dreißiger Jahre: Wohnviertel für das Proletariat
- Revitalisierung von alten sowjetischen Industrieobjekten
- Geschichte der Stadt in Stein und Wort
- Blütezeit der ukrainischen Kultur in den 1920er Jahren
- Stalinsche „Säuberungen“, Holodomor, Holocaust
- Die Rolle des Maidan für die Identität der Charkiwer
REISE
Sloboda-Ukraine, die freie Ukraine
Charkiw wurde Mitte des 17. Jahrhunderts im Zuge der Kolonisierung der „Sloboda-Ukraine“ gegründet, einer historischen Region, die ursprünglich Teil des „Wilden Feldes“ war und überwiegend von aus Polen-Litauen geflüchteten Kosaken und Bauern bewohnt wurde. Seit dem 16. Jahrhundert gehörte die Sloboda-Ukraine zum Großfürstentum Moskau, hatte aber weitgehende Autonomie.
1765 avancierte Charkiw (russ. Charkow) zur Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements im Russischen Reich, 1805 wurde die Universität gegründet. Eine Provinzstadt von 10.000 Einwohnern verwandelte sich in ein wichtiges Bildungs- und Wissenschaftszentrum in der Ostukraine. Im späten Zarenreich gehörte Charkiw mit Sankt Petersburg und Moskau, Kyjiw und Odessa, Warschau und Riga zu den größten Metropolen. Vertretungen von ausländischen Banken und Versicherungsgesellschaften, Theater, Konditoreien, Hotels und prachtvolle Villen wurden gebaut. Die Stadt war multikonfessionell und international. Ausländische Unternehmen wie die Bierbrauerei Nowaja Bawarija (Neu-Bayern) oder der Landmaschinenhersteller Helferich und Sade ließen sich nieder.
Erste Hauptstadt der unbegrenzten Möglichkeiten
Nach dem Oktoberputsch von 1917 wechselte in Charkiw mehrfach die Macht. 1919 wurde die Stadt zum dritten Mal von der Roten Armee erobert und zur Hauptstadt der Sowjet-Ukraine erklärt. 1923 begann die Politik der „Korenizacija“ (Einwurzelung) – wichtige politische Posten wurden mit einheimischen Kräften besetzt und ukrainische Sprache und Kultur auf der ganzen Linie gefördert. Die ukrainischen Kommunisten hielten es anfangs für möglich, das Nationale zu bewahren ohne auf das Internationale zu verzichten.
In den 1920er Jahren war Charkiw ein Ort, an dem alles möglich zu sein schien. Die Stadt wurde zum Pilgerort für Architekten und Intellektuelle aus aller Welt. Die Quintessenz der Moderne war der gewaltige Gebäudekomplex Derschprom aus Stahl und Beton auf dem heutigen Platz der Freiheit. Das Derschprom-Gebäude ist Kandidat für die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste. Am Wettbewerb für den Bau eines Großtheaters mit 4.000 Plätzen nahmen damals 144 Architektengruppen teil, von denen mehr als zwei Drittel aus dem europäischen Ausland oder Amerika kamen, darunter auch der deutsche Architekt und Bauhaus-Gründer Walter Gropius.
Es entstanden diverse literarische Gruppen und unzählige literarische Zeitschriften. Mykola Chwyljowyj mit seiner WAPLITE (Freie Akademie der proletarischen Literatur), Panfuturist Mychajl Semenko und die Zeitschrift Nowa Heneracija (Neue Generation), die mit der Zeitschrift Awanhard (Avantgarde) konkurrierte, die von der zentralen Figur des Konstruktivismus in Charkiw, dem Künstler Wasyl Jermilow grafisch gestaltet wurde. Der in Galizien geborene Theaterregisseur Les Kurbas inszenierte nach seinem Studium in Wien und Lemberg im Berezil-Theater ukrainische moderne Dramen auf eine bis dahin nie gesehene innovative Art und Weise.
Urbanisierung und Europäisierung der ukrainischen Kultur waren das zentrale Ziel für ukrainische Kommunisten und Künstler. Aber auch in Forschung und Industrie boomte es. Am Ukrainischen Physikalisch-Technischen Institut (UFTI) arbeiteten Ingenieure und Physiker aus verschiedenen europäischen Ländern unter der Leitung von Lew Landau. Riesige Fabriken wurden gebaut und mit ihnen ganze neue Wohnviertel für die Arbeiter.
All das endete Anfang der dreißiger Jahre mit dem Beginn der Stalinschen „Säuberungen“. Die Politik der Einwurzelung wurde zurückgerudert, Massenverhaftungen und Deportationen von ukrainischen Intellektuellen begannen. Einige von ihnen, wie z.B. Mykola Chwyljowyj schieden freiwillig aus dem Leben, auch weil sie die Zwangskollektivierung nicht akzeptieren konnten und sich dafür mitverantwortlich fühlten. 1932-33 wütete der Holodomor (Hungersnot) durch das ukrainische Dorf. Zwar war die Stadt nicht im gleichen Maße davon betroffen, doch sah man auch auf ihren Straßen sterbende oder tote Menschen. 1934 wurde die Hauptstadt der Ukraine nach Kyjiw verlegt.
Krieg und Nachkriegszeit
Von Oktober 1941 bis August 1943 war die Stadt von den Deutschen besetzt. Schon im Dezember 1941 wurde auf dem Areal der Traktorenfabrik ein Ghetto eingerichtet, später wurden mehr als 15.000 Charkiwer Juden in Drobitzkij Jar ermordet, viele Charkiwer zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Nach dem 2. Weltkrieg war Charkiw ein wichtiges Industrie- und Wissenschaftszentrum.
Im Zuge der „Revolution der Würde“ 2013/14 wurde Charkiw zum Ort starker Polarisierung und scharfer Auseinandersetzungen zwischen Maidan-Anhängern und -Gegnern. Nach Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen im Donbas gehörte die Stadt zu den ersten, die Binnenflüchtlinge aufgenommen hat. Durch die Vorgänge in den benachbarten Bezirken Luhansk und Donezk ist im bis dahin national eher gleichgültigen Charkiw ein neues ukrainisches Bewusstsein entstanden, das seine volle Kraft und Resilienz im aktuellen Krieg zeigt. Neben Kyjiw ist Charkiw zum Sinnbild des Widerstandes gegen den Aggressor geworden.
PROGRAMM
Reiseprogramm bis 2021
Tag | Programm |
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1. Tag |
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2. Tag |
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3. Tag |
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4. Tag | Charkiw - Erste Hauptstadt der Ukraine, Symbol des ukrainischen Urbanismus und der Industrialisierung:
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5. Tag |
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6. Tag | Literatur der 20er Jahre und ukrainische Dissidenten der Nachkriegszeit
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7. Tag | Zweiter Weltkrieg und Schoa
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8. Tag |
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9. Tag |
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10. Tag |
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REISEECHO
„Ein EOL-Highlight! Ein tolles Programm, eine schöne Verteilung von Führungen, Vorträgen und Freizeit. Ein schönes Hotel in toller Lage, wunderbare Restaurants und Reiseleiterinnen mit umfangreichem Wissen und super Deutsch!“
Reiseteilnehmerin aus Fürth, September 2021
„Bislang die beste Reise, die ich mit EOL gemacht habe.“
Reiseteilnehmer aus Berlin, August/September 2019
„Das war eine wirklich außergewöhnliche und interessante Reise, Konzept und Organisation einfach super.“
Reiseteilnehmerin aus München, August/September 2019
„Besonders gute Programmpunkte: Führungen mit Max Rosenfeld, Internetzeitung Nakipelo, Holocaustmuseum, Literaturmuseum, Charkiwer Menschenrechstgruppe. Die Reise gibt einen ersten Einblick in das Leben in Charkiw und die aktuelle Situation in der Ukraine. Es gibt aber noch viel zu erkunden und zu sehen. Ein kleiner Einblick in eine große Stadt.“
Reiseteilnehmer aus Viersen, Juni/Juli 2019
„Deutsche Reiseleitung: sehr gut organisiert, exzellente Betreuung, inhaltlich sehr versiert. Lokale Reiseleitung: sehr engagiert.“
Frank Hillmann, Juni/Juli 2019
„Dank für die profunde Planung, äußerst gelungene Konzeption und Umsetzung, die weiteres Interesse nicht nur bei „EOL-Stammkunden“ wecken sollte!“
Hanno Irle, Juni/Juli 2019
„Besonders beeindruckend Jewhenij Sacharow von der Charkiwer Menschenrechstgruppe und das kleine private Holocaustmuseum.“
Reiseteilnehmerin aus Köln, Juni/Juli 2019
„Hotel Chichikov: eine reine Freude, das Hotel war nobel und pfiffig, das Personal sehr hilfsbereit, es gab keinerlei Sprachprobleme. Die Auswahl der Restaurants war wie fast immer bei EOL sehr sorgfältig und abwechslungsreich.“
Maria Haendcke-Hoppe-Arndt, Mai 2019