Menschen in grünen Kleidern auf der Allee der Freiheit – Seite 1

­­­­Über die Allee der Freiheit in Kaunas watschelt ein alter Mann im Entengang. Die Arme eng an die Seiten gepresst, deuten seine wedelnden Hände kleine Flügel an. Ihm folgen ein Dutzend Tauben zu Fuß. Ihnen zeigt er kleine Übungen. Po vorstrecken, Kniebeugen, mit den Händen am Mast der Leuchte hochziehen, Gesicht zerknautschen. Die Tauben schauen interessiert zu. Er hat alte lederne Turnschuhe aus vom Regen verwaschenem Grün an, die denen Paavo Nurmis im Sport-Museum von Helsinki ähneln. Gut gealtert wie die Beine des Mannes, der ohne Probleme vor den Tauben in die Kniebeuge geht, in großer Schnelligkeit ein paar Gymnastikübungen hinhuscht und dann im Schatten einer Linde ausruht.

Unter den Tauben ist eine, die ein Symbol der Zeit sein könnte: eine weiße Taube mit braunen Flügeln. Friedenstaube mit Falkenflügeln. Mit Friedenstauben kennen Ostdeutsche meiner Generation sich aus. Schon in der ersten Klasse konnten wir sie malen. Danach kam als erhöhter Schwierigkeitsgrad der Kosmonaut in grauem Anzug mit rotem Stern auf der Brust. Über Kaunas an der Memel erfuhren wir in der Schule nichts, es war abgeschottet vor Fremden, und Litauen eine der 15 Sowjetrepubliken, die wir im Schlaf aufzählen konnten. Die Memel kannten wir, wenn wir literaturinteressiert waren, nicht aus der ersten Strophe des Deutschlandliedes, sondern aus den Gedichten von Johannes Bobrowski, der diesem Fluss in den Bänden Sarmatische Zeit und Schattenland Ströme ein Denkmal gesetzt hat und dessen Gesammelte Gedichte die Deutsche Verlagsanstalt 2017 veröffentlicht hat. Hinter den Feldern, weit,/ hinter den Wiesen/ der Strom. Memel heißt "stiller, langsamer, schweigsamer Fluss". Auf Litauisch Nemunas.

Johannes Bobrowski starb 1965 mit 48 Jahren in Ostberlin an einer verschleppten Blinddarmentzündung, die Memel blieb ein verwunschener Ort, auch lange nach dem Ende der Teilung Europas. 2019 kamen wir das erste Mal nach Kaunas und wanderten von dort den Fluss entlang bis nach Sowjetsk. Für eine kurze Zeit konnte man ohne Visum auf die russische Seite.

Jetzt sind wir zu dritt zurückgekehrt, um die Kulturhauptstadt Kaunas zu besuchen. 2019 war die Allee der Freiheit weiträumig aufgerissen. Aus der Autostraße wurde inzwischen eine Fußgänger- und Fahrradzone, die bis tief in die Nacht von vielen Menschen besucht wird, die sich vor den Cafés und Restaurants oder auf den Bänken zwischen den Bäumen vom Spaziergang ausruhen. Es ist heiß in Kaunas. Die Durchschnittstemperatur beträgt im Juli 23,1 Grad, jetzt liegt sie schon ein paar Tage um die 30 Grad.

Die Allee der Freiheit, deren Name selbst in Sowjetzeiten trotz einiger Versuche nie getilgt wurde, ist der Mittelpunkt der Kulturhauptstadt, deren Symbol ein K aus Neonröhren ist. Es hängt überall dort, wo eines der über tausend Events stattfindet. Bei längerem Hinsehen ähneln die Schenkel des Buchstabens der Spitze der Altstadtinsel, an der die aus Vilnius kommende Neris in die Memel mündet und 1361 eine litauische Burg erwähnt wurde. Bereits 1408 bekam Kaunas das Magdeburger Recht, das den Kaufleuten und Stadtbürger*innen eigenständige Rechte einräumte. Heute befindet sich unweit von Kaunas der geografische Mittelpunkt Europas.

Das Ereignis Kulturhauptstadt ist durch den Überfall Russlands auf die Ukraine mit Bedeutung aufgeladen worden. Das Land ist nicht nur symbolisch solidarisch, Litauen hat neben den oppositionellen Belarus*innen, die nach den niedergeschlagenen Protesten 2020 emigrieren mussten, viele ukrainische Geflüchtete aufgenommen. Es ist viel mehr Russisch zu hören als noch vor drei Jahren. Selbst auf den Displays der Linienbusse wechselt die Richtungsanzeige mit Solidaritätsbekundungen, überall hängen blau-gelbe Fahnen, Zusammengetuscht ergeben die beiden Farben der ukrainischen Flagge das Grün, das auf der Allee der Freiheit die vorherrschende Farbe, auch der Kleider, ist. Vielleicht Zufall, vielleicht auch nicht. Naiv ist hier niemand, die Umstände der Ereignisse im Januar 1991, nur ein paar Monate nach der Unabhängigkeitserklärung Litauens, als sowjetische Spezialeinheiten in Vilnius das Verteidigungsministerium, Pressehaus und Fernmeldeamt besetzten und am Fernsehturm vierzehn Menschen getötet und Hunderte verletzt wurden, haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt.

Seit Litauen, unter Verweis auf EU-Sanktionen, den Transitverkehr von Gütern wie Kohle oder Baustoffen zwischen Russland und Kaliningrad verboten hat, wird der Ton Russlands gegenüber Litauen drohender. Ein Duma-Abgeordneter der Kremlpartei Einiges Russland hat vorgeschlagen, die Anerkennung der Unabhängigkeit Litauens durch die Sowjetunion aus dem Jahr 1991 aufzuheben, da sie angeblich verfassungswidrig zustande gekommen sei. 

In Vilnius hängen die Nato-Fahne und die der EU jeweils als Paar an den Fahnenstangen. Vor dem Präsidentenpalast steht ein riesiger Hashtag: #MesNATO – Wir sind NATO. Einschüchtern lässt sich hier niemand, aber man weiß um die Nähe der Gefahr.

Vor dem ehemaligen Parteigebäude haben ukrainische Pressefotograf*innen eine Freiluftausstellung mit Bildern aus dem Ukraine-Krieg aufgebaut. Auf einem der Fotos sitzen zwei Erwachsene auf einer Kinderschaukel, im Hintergrund die ausgebrannten Häuser sowjetischer Bauart aus den Fünfzigerjahren. Sieht man neben das Foto auf den Platz, stehen da in unmittelbarer Nähe genau die gleichen Häuser, nur frisch renoviert.

Kaunas ist jung und feiert noch einmal neu die Freiheit

Gegenüber, in einem kleinen Park an der Allee der Freiheit, hat sich 1972 der junge, bis dahin völlig unbekannte Romas Kalanta selbst verbrannt. "Schuld an meinem Tod ist die jetzige Ordnung", schrieb er in seinem Abschiedsbrief. Im ehemaligen Postgebäude wird heute seine Geschichte erzählt und die junge Kunst dieser Zeit ausgestellt.

Wie heilige Gegenstände werden die Sachen präsentiert, die Kalanta bei sich trug, als er sich umbrachte, ein Stück angekokelter Stoff mit dem Brandbeschleuniger, seine Sonnenbrille, eine Monatskarte für den Bus in Russisch. 800 Jugendliche, die sich am Ort der Selbstverbrennung versammelt hatten, wurden verhaftet und der größte Jugendprotest der Sowjetunion von Sicherheitskräften im Keim erstickt. Es war eine Jugend wie überall in Europa, ob in West oder Ost, mit Beatmusik, Jeanshosen, selbst genähten Klamotten, Gitarren, Schallplatten und Motorradausflügen mit Jack Kerouacs On the Road im Gepäck.

Uns fällt eine seltsame, aber wohl eher zufällige Koinzidenz auf. Der Pastor Oskar Brüsewitz, der sich im August 1976 in Zeitz aus Protest gegen die Kirchenpolitik der DDR selbst verbrannte, stammte ebenfalls aus Litauen, aus dem Ort Willischken, in dem heute im Pfarrhaus das Arbeitszimmer des Schriftstellers Johannes Bobrowskis untergebracht ist. Der hatte die Sommer in den Zwanziger- und frühen Dreißigerjahren bei seinen Großeltern verbracht.

Die Monatskarte Romas Kalantas © Annett Gröschner

Der Ort der Selbstverbrennung, an die ein Denkmal erinnert, scheint magisch junge Leute anzuziehen. Tag und Nacht sitzen sie im Biergarten neben der Grünanlage und diskutieren, trinken und tippen Nachrichten in ihre Smartphones. Es ist ihnen egal, dass die Straßen der Altstadt immer noch aufgerissen und die neuen Gebäude auf der Memelinsel noch nicht fertig sind, sie tanzen in der Nacht am Ufer und gehen zwischen den Baumaschinen spazieren.

Kaunas ist jung und feiert noch einmal neu die Freiheit der Unabhängigkeit. Und es feiert die Zeit zwischen den Kriegen, als die Stadt von 1920 bis 1940 provisorische Hauptstadt Litauens war, weil Vilnius zum polnischen Staatsgebiet gehörte. Es war die Blütezeit der Stadt, die sich vor allem in der Architektur manifestierte. Schon allein dafür lohnt eine Reise. "Architektur des Optimismus" heißt die Epoche. In weniger als zwanzig Jahren verwandelte sich Kaunas aus einer Kleinstadt mit historischem Altstadtkern in eine moderne Stadt. Ein neues Stadtbürgertum schaffte sich eine lokale litauische Version der Moderne, nicht ganz so neusachlich, verspielter, vielfältiger und angepasst an das vorhandene Straßennetz, aber auch mit einer neu angelegten Gartenstadt. Art déco trifft auf Bauhaus und Neue Sachlichkeit.

6.000 Gebäude, vom Einfamilienhaus bis zur Post, Kirche und Museum und zwei Standseilbahnen wurden in dieser kurzen Zeit gebaut. Am beeindruckendsten ist die rein weiße Auferstehungskirche hoch über der Stadt, die in ihrer Wuchtigkeit an die Behrensbauten im Industriegebiet von Berlin-Schöneweide erinnern. Und folgerichtig wurde die Kirche zu Sowjetzeiten als Radiofabrik genutzt. Jetzt werden Spender*innen gesucht, die die Rekonstruktion der Buntglasfenster finanzieren. Die Hälfte ist schon geschafft.

Die Auferstehungskirche hoch über der Stadt © Annett Gröschner

Mit dem Fahrstuhl kann man auf das Dach der Kirche fahren und von oben die Stadt betrachten. Besonders auffällig ist ein großer Museumsbau zu Füßen des Hügels. In ihm sind zwei Museen vereint, das Armeemuseum und das Kunstmuseum. In Letzterem stellt im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms der südafrikanische Künstler William Kentridge aus.

Das, woran wir uns nicht erinnern heißt seine Ausstellung und sie berührt etwas, das ihn, aber auch die Stadt betrifft: seine jüdisch-litauischen Wurzeln. Seine Großeltern kamen aus Kaunas. In einem Hörsaal des Museums verbindet er jüdische Gräber und afrikanische Landschaft, europäische klassische Musik mit afrikanischen Gesängen zu einer beeindruckenden Installation. An der Wende zum 20. Jahrhundert war die Hälfte der Bewohner*innen von Kaunas, jiddisch Kovno, jüdischen Glaubens, in der Zwischenkriegszeit noch ein Drittel. Sie wurden während der deutschen Besatzung fast alle ermordet oder vertrieben.

"Eine lange Geschichte aus Unglück und Verschuldung seit den Tagen des deutschen Ordens, die meinem Volk zu Buche steht. Wohl nicht zu tilgen und zu sühnen", so hat Johannes Bobrowski die Schuld der Deutschen beschrieben. In seinem bekanntesten Gedicht Holunderblüte heißt es: Es kommen die jungen Menschen,/ ihr Lachen wie Büsche Holunders./ Leute, es möcht der Holunder/ sterben/ an eurer Vergesslichkeit.

Viel stärker noch als in Mitteleuropa, wo vieles übertüncht und mit Styropor überklebt ist, leuchten in Kaunas die einzelnen Zeitschichten wie in einem Palimpsest aus der Gegenwartsschicht der Stadt heraus. Aber viele dieser Zeitschichten konnten von den Jüngeren nicht mehr entschlüsselt werden, weil es niemanden gab, der sie preisgab. Viele Jahrzehnte haben die Litauer*innen allein auf ihre Verfolgungsgeschichte geschaut und die eigene Kollaboration mit der deutschen SS und der Wehrmacht bei der Ermordung der jüdischen Bevölkerung der Stadt und aus Deutschland Deportierter in der Festung Fort IX und im Ghetto Kauen verdrängt. Nun gibt es eine jüngere Generation, die diese Geschichte wissen will, ehe niemand mehr Zeugnis ablegen kann. Junge Street-Art-Künstler*innen haben Bilder und Texte ehemaliger jüdischer Bewohner*innen der Stadt auf die Giebel der Häuser gemalt. Ein CityTelling-Festival soll in einem "Memory Office" Lebensgeschichten sammeln, performen und bewahren.

Manchmal bricht der Krieg kurz ein in die Ruhe des Sommers

Mit einer Installation von Yoko Ono als Hommage an den aus Litauen stammenden Begründer der Fluxusbewegung, Jurgis Mačiunas, einer Ausstellung des Gesamtwerkes Marina Abramovičs sowie einer später im Jahr stattfindenden Theaterinszenierung Robert Wilsons geht die Kulturhauptstadt auf Nummer sicher. Wichtiger wird sein, was für die Bewohner*innen der Stadt an Nachhaltigem bleibt. Und die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte und die Aufbereitung für kommende Generationen ist so etwas Bleibendes.

An einem Sonnabend Ende Juli steigen wir am Morgen etwas außerhalb der Stadt an einem unscheinbaren Anleger in das Tragflächenboot mit dem Namen Raketa, das mehrmals in der Woche ohne Halt zwischen Kaunas und Nida auf der Kurischen Nehrung verkehrt. Vier Stunden dauert die Fahrt. Ich lese Bobrowskis Gedichte auf dem Handy. Die Memel natürlich: Aus der Finsternis/ kommst du, mein Strom,/ aus den Wolken.

Die Binnenschifffahrt ist wie auf vielen Flüssen Europas unwirtschaftlich geworden, nur ein paar Sportboote und Fischerkähne sind unterwegs. Wir beobachten den silbrig schäumenden Wasserstrahl, den das Tragflächenboot auf dem Fluss bildet, das Kabbeln der Wellen am Rand. Wir beobachten die Reiher, Störche, Biber und Fische. Und wir finden die Pflanzen, die in den Bobrowskischen Gedichten vorkommen. Kalmus und Funkien.

Hinter Jurbakas, wo die Angler*innen wie Tennisschiedsrichter*innen im gleichen Abstand zueinander am Ufer thronen, wird die Memel zur Außengrenze der EU, ohne dass man es auf den ersten Blick sieht. Am linken Ufer ist die zu Russland gehörende Kaliningrader Oblast, in der Mitte des Flusses die Grenze. Kurz vor Sowjetsk muss der Fluss in einer weiten Kurve dem heiligen Berg Rombinus (Rambynas) ausweichen, den Bobrowski im Roman Litauische Claviere über das schwierige und bisweilen skurrile Zusammenleben unterschiedlichster Ethnien in den preußisch-litauischen Dörfern beschrieben hat.

Schon von Weitem ist die Königin-Luise-Brücke zu sehen, die das litauische Ufer mit dem ehemaligen Tilsit, heute Sowjetsk, verbindet.

Sowjetsk mit Königin-Luise-Brücke © Annett Gröschner

Wir grüßen stumm unsere Freundinnen auf der russischen Seite und fragen uns, wie es ihnen geht. Hinter der stacheldrahtumwickelten Brücke fällt ein frisch renovierter Giebel zwischen den abgeblätterten Farben der anderen Fassaden auf. In seiner Mitte prangt ein dunkelrotes Z, Putins Symbol des Krieges gegen die Ukraine, der dort, auf der anderen Seite, nicht Krieg genannt werden darf. In diesem Frühjahr habe ich mich in Sowjetsk verabredet, um dort, wie ich es schon an vielen Orten der Welt getan habe, mit einem Bus der Linie 4 zu fahren. Ich fürchte, ich werde nie wieder die Gelegenheit haben, es nachzuholen.

Ein junger Mann, der draußen am Heck raucht, fragt uns, wo wir herkommen, und ist dann erstaunt, dass wir uns ausgerechnet Litauen als Urlaubsort ausgesucht haben. "Warum?" – "Es gefällt uns hier." Er lacht und prostet uns mit seinem Corona-Bier zu: "Wir haben das schönste Land der Welt."

Nach einer Stunde mündet die Memel ins Kurische Haff, Backbord die Kurische Nehrung. Die fast 100 Kilometer lange Landzunge mit ihrem Unesco-geschützten Naturpark gehört zur Hälfte zum Kaliningrader Gebiet. Vor drei Jahren sind wir dort noch die menschenleeren Strände entlanggewandert, nun bleiben wir in Juodkranté, ein Badeort auf litauischer Seite, der trotz Hochsaison nicht voll ist. Die Preise sind seit unserem letzten Aufenthalt vor drei Jahren empfindlich gestiegen.

Manchmal bricht der Krieg ganz kurz ein in die Ruhe des Sommers: ein Militärfahrzeug, das durch Juodkranté fährt, auf der Pritsche Uniformierte, das schwarze Amphibienfahrzeug, das in hoher Geschwindigkeit auf dem Kurischen Haff unterwegs ist. Die Militärfahrzeuge nach unserer Ankunft im Fährhafen von Kiel, die mitsamt den Soldat*innen auf ihre Verschiffung nach Klaipeda warten.

Oder die vielen russischen Waggons mit Steinkohle, die auf den Gleisen zwischen Klaipeda und Vilnius abgestellt sind.

Als Klaus Mann die Familie im Sommerhaus in Nidden besuchte, schrieb er im September 1931 im Berliner 8 Uhr-Abendblatt: "Nirgends in Europa war ich je so weit fort von Europa."

Heute ist der Eindruck ein ganz anderer. Nirgends in Europa ist man je so sehr in Europa. Auch hier, an der Außengrenze der EU, wird sich entscheiden, ob das Europa, das wir kennen, künftig autokratisch oder demokratisch verfasst sein wird.

Einen Abend vor der Abreise machen wir eine Expedition mit dem Boot zu den Toten Dünen zwischen Pervalka und Juodkranté.

Die toten Dünen © Annett Gröschner

Sie haben etwas Magisches in ihrer Totenstille und dem Farbenspiel im Abendlicht aus Gelb- und Brauntönen mit einer sehr dünnen Humusschicht an den Ausläufern. Ein einzelner Baum trotzt dem Wind und dem Sand. Hinausgereckt ein kahler Arm aus Erde,/ In flirrend heiße Sände tief vergraben, schrieb Bobrowski im Gedicht Kurische Nehrung, bevor er die Gegend für immer verlassen musste.

Heute kann man die Dünen nur vom Wasser aus beobachten. Betreten darf man sie nicht. Vier Dörfer sind unter den Sandschichten verborgen, die der Wind nun nach und nach abträgt.