In Albanien haben Tausende Anhänger der Opposition gegen die Regierung protestiert und Ministerpräsident Edi Rama zum Rücktritt aufgefordert. Mit Schildern wie "Die Tyrannei wird nicht durchgehen" versammelten sie sich vor dessen Amtssitz in der Hauptstadt Tirana. Einige Teilnehmer warfen Molotowcocktails und Steine in Richtung des Regierungssitzes, ein Zaun wurde niedergerissen. Größere Schäden oder Verletzte gab es nicht.

Die Versammlung dauerte etwa zwei Stunden. Rama war währenddessen zu einem offiziellen Besuch in der Türkei.

Ein zentraler Punkt der Demonstrierenden war zudem die Forderung, den früheren Ministerpräsidenten Sali Berisha freizulassen, der als Oppositionsführer im Hausarrest ist, weil er sich geweigert hatte, zu einer Befragung zu erscheinen. Er war im Oktober wegen "passiver Korruption eines hochrangigen Beamten" vor einem Sondergericht angeklagt worden.

Die Ermittlungen stehen im Zusammenhang mit einer mutmaßlichen Begünstigung von Berishas Schwiegersohn bei der Privatisierung einer staatlichen Sportanlage im Jahr 2008, als dieser noch Regierungschef war. Er hingegen bezeichnet die Vorwürfe als "rein politisch" motiviert und wirft seinem Nachfolger Rama vor, die Ermittlungen veranlasst zu haben. Zuletzt hatten allerdings auch die USA und Großbritannien ihn und seine engen Familienmitglieder wegen der mutmaßlichen Vergehen mit Einreiseverboten belegt.

Opposition störte Parlamentssitzungen mit Rauchbomben und Prügeleien

Die Abgeordneten von Berishas Albanischen Demokratischen Partei (DP) protestieren im Parlament seit Oktober gegen die Weigerung der regierenden sozialistischen Partei, Ausschüsse für Korruptionsermittlungen zu bilden. Sie riefen auch zu den neuen Protesten auf. "Die Leute haben genug von dieser Regierung", sagte etwa der Oppositionspolitiker Edi Paloka. Abgeordnete der Partei hatten in den vergangenen Wochen wiederholt Sitzungen mit Rauchbomben und Prügeleien unterbrochen.

Die Demonstration fand an einem wichtigen politischen Jahrestag statt. Am 20. Februar 1991 hatten Albaner am zentralen Skanderbeg-Platz die überlebensgroße Statue von Diktator Enver Hoxha gestürzt, um das Ende der kommunistischen Herrschaft zu feiern.