Vielleicht ist es so, dass man jedes Problem der Republik Moldau im Straßenbild der Hauptstadt Chișinău finden kann. Die brutalistischen Regierungsbauten stehen dann für die sowjetische Vergangenheit, die das Land bis heute nicht loslässt. Die vor Hotels geparkten Autos mit ukrainischen Kennzeichen stehen für den bedrohlich nahen Krieg im Nachbarland. Und die leeren Hochhäuser, die zerbrochenen Gehwegplatten, die bröckelnden Treppenstufen stehen für den ausbleibenden Fortschritt, den das Land so dringend bräuchte.

Das Schöne verbirgt sich in Chișinău hinter Fassaden. Oder im Innenhof, hinter Koniferen, wie die Villa im Botschaftsviertel, in der Ludmila Nofit ihr Büro hat. Sie leitet die Gesellschaft für Außenpolitik, eine Denkfabrik. Kann man sie, die Expertin, wie sie vor Regalmetern politischer Sachbücher sitzt, nach ihrem persönlichen Sicherheitsgefühl fragen?