Schon wieder kommen sie. Verlorene Blicke, scharfe handlungsbereite Bewegungen. Kinder passen auf die Koffer auf, Frauen stets in Eile, sie laufen hin, sie laufen her, "bleibt da!", befehlen sie einander und den Kindern, verschwinden und tauchen sofort wieder auf, mit Zetteln und Tickets in der Hand – gut aussehend, weil man, falls man schon fliehen muss und etwas Zeit hat, die beste Kleidung anzieht.

Niemand weint.

Ich war es, die am Wiener Hauptbahnhof vor ein paar Tagen einen Sammelpunkt von ukrainischen Flüchtlingen beweinte. Davor habe ich sie nur in den Nachrichten gesehen, an der EU-Grenze, wo sie tagelang in der Schlage standen. Zuerst ein Erdstoß, danach die Welle. Und bald hat diese Welle auch Wien erreicht.